weltbild plus

Freitag, 2. Januar 2009

triest, zwischen den jahren

"eine ganze woche triest?" große augen, überraschtes verziehen des mundes, als würde man zeit vergeuden, wenn man nur spazieren gehen will, essen und aufs meer schauen.

so war das hier: die ersten tage tobte die bora durch die stadt, warf am lungomare bäume um, ließ die fensterrahmen im hotel klappern und machte mir klar, was der reiseführer mit dem wort "unerträglich" meint - als würde die wilde jagd die stadt regieren. strahlendes licht im schlossgarten von miramare, die luft so trocken wie papier.

dann, rechtzeitig zum 31., flaute der sturm ab. wir sonnten uns im diesigen licht, ich verschickte meine neujahrwünsche noch im alten jahr zur mittagszeit. oben am hügel sahen wir dann dem feuerwerk zu. still sind die triestiner, die slowenen, die österreicher, alle, die in diesen tagen in diese alte stadt kommen, um nicht daheim zu sein, auch beim feiern. man sinkt sich hier nicht in die arme.

ich weiß nicht, wie 2009 wird. man wird sehen.

Samstag, 11. Oktober 2008

(wenn die sonne vom himmel fällt) jungs sterben in der nacht allein

was für ein drama.
was für eine soap.
männer, die schwachen gegenüber ungerührt sind, zeigen sich mit tränen in den augen, weinend, weil ihr geliebter und vater sie verlassen hat. ihr lebensmensch.
die zeit sei stehen geblieben, die sonne vom himmel gefallen. er habe das land beschützt, nun sei es allein, alle müssten zusammenhalten in dieser schweren zeit.

bemerkenswert finde ich, dass in fast allen nachrufen von einem großen politischen talent gesprochen wird. der mann war fast 60 jahre alt. wie lange kann ein mensch als talentiert gelten, wenn es ihm nicht gelingt, sein talent zu realisieren? es scheint mir eine stärke des politischen systems zu sein, des politischen feldes eher, dass es solche ewigen söhne nicht an die spitze kommen lässt. was er an kraft hatte, schwächere an sich zu binden, reichte nicht für einen ganzen staat, konnte vielleicht nur in dem kleinen, randständigen bundesland reichen, wo außer tourismus nichts existiert, an das man sich hängen kann. im grunde blieb die knabenhorde mitsamt ihrem führer fixiert auf den vater staat, der symbolisch war und ihnen deswegen prinzipiell unverständlich. nein, das politische talent kann ich nicht erkennen.

franz vranitzky im mittagsjournal hat mich beeindruckt, vor allem im unterschied zum ebenfalls anwesenden wolfgang schüssel. während schüssel davon sprach, dass er schwarz-blau wie jede koalition als partnerschaft angelegt habe, ging es vranitzky um eine politische haltung. er war unversöhnt und hatte sich von der angeblichen strahlkraft, dem angeblichen talent, der angeblichen fähigkeit zu begeistern nicht anstecken lassen.

Freitag, 5. September 2008

wahlkabine

ich kann nicht glauben, dass ich die einzige bin, die sich vom antreten des liberalen forums am meisten von allen parteien verarscht fühlt. wo war denn diese "partei" in den letzten jahren? ich kann mich an keinen relevanten vorschlag oder auch nur eine stellungnahme erinnern. auch was heide schmidt derzeit in den interviews sagt, ist für mich nicht mehr als das wohlfühlprogramm, auf das sich eh alle einigen können. fairness und wirtschaftliche vernunft, my ass, nein, lasst uns unfair sein und unvernünftig! sogar der strache verkauft sein programm unter diesem label. dass diese phrasendrescherei als liberaler politikentwurf gelten soll, macht mich fassungslos.

dieser "partei" ist es nicht gelungen, in all den jahren auch nur einen einzigen kopf neben schmidt und haselsteiner hochkommen, geschweige denn sich positionieren zu lassen, und man kann wohl wirklich nicht annehmen, es sei am geld gescheitert. wenn das eine partei sein soll, kann man nur sagen, sie haben ihre arbeit nicht gemacht, und deshalb ist es eine chuzpe, für die ich die beiden beneide, dass sie sich trotzdem noch trauen anzutreten. neben all den witzfiguren sind sie wirklich die größte enttäuschung, denn sie haben immer einen so hohen anspruch vor sich hergetragen - der wohltuend war, so lang er glaubwürdig war -, dass sie sich jetzt verdammt nochmal jetzt daran messen lassen müssen. ich bleibe dabei, die grünen müssen jetzt ran, trotz aller behäbigkeit und trantütigkeit, sie sollen zumindest einmal die chance gehabt haben, zu zeigen, ob sie es können.

Samstag, 21. Juni 2008

nachrichten aus dem taubenschlag (inklusive sexgeräusche-rezension)

"donc" machen die maulbeeren, die der schon wieder genau rechtzeitig zu sommerbeginn mit der produktion fertig gewordene gleichnamige baum in regelmäßigen abständen auf meine blechernen fensterbretter plumpsen lässt. durchs offene fenster sehe ich dann den besoffenen amselmännchen zu, wie sie sich schon nicht mehr ganz flugtauglich von einem ast zum nächsten hopsen und das überreife obst schnabulieren (no pun intended).

dieser prächtige baum, den die hausverwaltung so gelassen vor sich hin wachsen und wirken lässt - er macht mir viel freude. gut, wenn in der nacht der sturm durch die äste wuschelt, kanns schon sein, dass man sich kurz schreckt, wer denn da im ersten stock an die fenster klopft. andererseits - das thema fensterputzen hat sich für mich, so lange ich hier wohnen bleibe, erledigt. so schnell kann man gar nicht putzen, dass diese erstaunlich biegsamen äste mit ihren bemerkenswert großformatigen blättern nicht sofort alles wieder verschmiert hätten. an jenen tagen, die ich nicht zum geldverdienen vernutze, beschert mir das flatternde grünzeug gegen elf am vormittag außerdem flirrende lichtspiele am parkett, die 300 meter luftlinie von der strudelhofstiege entfernt ein äußerst literarisches flair und ambiente erzeugen. "mon!" antworte ich dann, herrn meyerhoffs großmutter zitierend.

überhaupt, sommer, zeit der offenen fenster! wer, wie ich, zum innenhof hinaus wohnt, lernt jetzt seine nachbarn besser kennen, auch wenn er oder sie, wie ich, den persönlichen kontakt aus gründen meidet: genau dafür bin ich doch in die stadt gezogen - dass ich meine nachbarn nicht kennen muss! trotzdem macht es mir irgendwie freude, die lebensgeräusche der anderen zu hören. das baby von letztem jahr ist offenbar gut gediehen, wir hier im taubenschlag hören jetzt viel "nein", "nein!" und "NEIN!" über den hof. aber die mutter (wie ich annehme) holt sich viel rat (wie ich hoffe), denn sie telefoniert gern und viel und lang. lustiger wär's, wenn ich sie verstehen könnte, aber ich hab nicht einmal eine ahnung, welche sprache das sein könnte, die sie spricht.

die nachbarn über mir sind offenbar ausgezogen. die waren nett, zwar ein bisschen fad, aber nett. aber fad. sie haben angenehme, eher beruhigende sexgeräusche gemacht: recht nett, ein bisschen fad, aber man wusste, die bleiben auf ewig zusammen und kriegen bald ein kind. sie war fokussiert und trug ein knielanges rockerl, er hatte kurze haare und diese sportsandalen mit klettverschluss, und öfter als zweimal pro saison musste man sich um seine nachtruhe keine sorgen machen.

das neue paar auf der 1er-stiege ist da ein anderes kaliber. da kommt man gern mal gegen halb drei uhr nachts zur sache, und zwar richtig. dazu muss ich aber leider ganz generell, und besonders in richtung der damen, anmerken: bitte imitieren sie nicht länger als unbedingt nötig jene geräusche, die sie sich aus dem kabelfernsehen gemerkt haben, sondern versuchen sie möglichst rasch, ihre eigene "stimme", wenn man das so nennen kann, zu finden. ihrem partner mag es egal sein, aber ihre nachbarn und vor allem sie selbst haben mehr davon, wenn sie sich nicht nur und ausschließlich an ihren eigenen schauspielerischen künsten erfreuen. gerade für mich als nachbarin ist das besonders wichtig, denn es macht beleibe einen unterschied, ob ich bei 30 grad außentemperatur das thermo-schallschluckfenster mit freundlicher sympathie oder eher mit dem ärger der solidarischen enttäuschung schließe!

jenem nachbarn freilich, der eine vorliebe für den schlager "theo, wir fahrn nach lodz" hat, ist auch mit ungefragt verabreichten guten ratschlägen nicht mehr zu helfen.

Mittwoch, 2. April 2008

everything starts anew

wo bleibt der linke führer? wo bleibt der agitator, die charismatische frau, die sagt: so geht es nicht weiter, diese verarsche muss aufhören, wir wollen was von diesem geld? was soll das, bitteschön, für ein leben sein? du, und du, und du auch: ihr alle habt ein recht auf mehr. am handy telefonieren und schulden machen, das reicht doch nicht. verarscht doch wen anderen. das soll dann alles gewesen sein?

ich verstehe es nicht. es gibt so viele schlaue leute. eines davon muss sich hinstellen und das übernehmen.

Mittwoch, 9. Januar 2008

irak

Also I’d like to inform you that we are waiting your election as if it is our election and may be more because your choice will determine the main lines for our life ...

via perlentaucher

Mittwoch, 19. Dezember 2007

gestern

erste weihnachtsfeier in der neuen firma. vorspeisenplatte. ich zur neuen kollegin: "das besteck hat einen total komischen eigengeschmack. ist das silber? das ist kein silberbesteck, oder? das ist höchstens silberbeschichtet. riechst du das nicht? total metallisch."
neue kollegin: "ich riech nix. aber dieser geschmack von den weißen trüffeln ist unangenehm." - uh, ok, stimmt wohl. (wieder was gelernt.) dann die rede von meinem neuen vorstandsvorsitzenden. er entschuldigt sich, dass er nichts vorbereitet hat, aber er hatte einfach einen total harten tag. leider war das weitere nicht so sympathisch, wie das jetzt klingt.

seit ein paar wochen überlege ich, wie die birkin-bag aussehen soll, die ich mir jetzt bald zulegen müssen werden will. kommt die neue chefin rein, mit dem ding am arm, und ich kann nur röcheln: "du hast die tasche, die ich mir seit langem herfantasiere." (manche sätze müssen einfach raus, wenn man nicht komplett verstummen will.) sie ist kurz irritiert und erzählt dann, wo sie sie gekauft hat und dass sie gar nicht teuer war. gute frau.

daheim im bett telefoniere ich mit h., der ein supidupigeschäftemacherboy war und einen megadeal eingefädelt hat, der den bösen arroganten feind mores lehren wird. vor lauter freude liest er mir mein komplettes jahreshoroskop aus der "bunten" vor (alles wird gigantisch großartig 2008). dann seins. dann das horoskop von dem sternzeichen, das er eigentlich sein sollte, weil es viel besser zu ihm passen würde. dann die aufs sternzeichen abgestimmten konstumtipps (ich: burberry-bikini; er: jack-russel-terrier). dann sagt er noch, falls ich noch geschenke suchen würde, dann würde er mir eventuell die neue men's world auf tchibo.de empfehlen. ohne die seite gesehen zu haben, verspreche ich ihm die reiseslipper aus kunstleder, die gibst dort sicher auch. dann erinnere ich ihn an das lied von pigor und eichhorn über heterosexualität und horoskope und verwirre mich damit selbst, aber h. nimmts gelassen. ich schlafe ein, schlafe durch und stehe zu einer zeit auf, zu der ich vor einem jahr schon auf der straße war und zum zug gelaufen bin. very good indeed!

Dienstag, 20. November 2007

raw

h. ist der meinung, der verzehr von tee ebenso wie von suppe sei unmännlich. leider mag er beides trotzdem. wohl aus rache für sein schicksal mästet er mich mit den schwer süchtig machenden produkten von haribo. einer heimarbeiterin einen sack colo-rado im travel-value-format in die küche zu stellen, ist eine unfaire attacke. er wird deshalb mit verschärftem frühstück bestraft.

Donnerstag, 18. Oktober 2007

die transatlantische verwandtschaft

dieser sympathische herr ist nicht nur ein eben erst wieder in der wahrnehmung aufgetauchter verwandter, sondern auch urheber einiger sehr ansprechender fotografien. sein vater hingegen scheint mir ein weniger düster veranlagter herr zu sein.

(if you ever pass by vienna, send me an e-mail!)

Freitag, 5. Oktober 2007

...

drei tage zu gast in der hafenstadt. morgens um sechs an der außenalster entlang, wo die dünnen blonden frauen mit dem porsche zum joggen hinfahren.

sehr. viele. menschen.

sehr viele menschen, die ich als schön empfinde. man sieht mir hier ohne absichten ins gesicht, das ist angenehm. ich werde wahrgenommen, ein körper im raum. (ich denke an meinen südbaierisch-slawischen pyknikerschädel.) was hier normaler straßenton ist, der umgang, den man mit unbekannten in der öffentlichkeit pflegt, wäre in wien undenkbar: im hotel, im geschäft, an der theaterkasse erlebt man mich als umständlich, ich mich selbst als servil. (mag auch mit meiner angschlagenen konstitution zu tun haben.)

portugiesen.

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