ueberschreitungen

Donnerstag, 2. November 2006

... und sie lieben mich

pervers ist, was den akt über die person stellt. dieser satz klebt in meinem hirn, und ich weiß nicht mehr, woher ich ihn habe, aber sicher ist, solche sachen fallen mir nicht von selber ein. irgendein zitat von irgendwoher scheint hier vor sich hin zu gären, und so etwas bestimmt dann das denken. dabei stimmt es nicht einmal. oder? denn dann wäre alles begehren, das nicht vor liebe zerfließt, pervers zu nennen, und dann gäbe es überhaupt keinen sex, der nicht pervers wäre. - dass dem nicht so ist, ist ein zeichen der zeit. man darf mittlerweile genießen, ohne sich dem verdacht der unmenschlichkeit auszusetzen, gottseidank.

was aber pervers ist, sieht man in den augen der andern, wenn jemand in die runde kommt und einen begrüßt, so dass klar ist: die beiden sind zusammen. und es hockt einem im kopf: ich will dich, aber ich weiß nicht, ob ich mit dir gesehen werden will. wofür schämt man sich denn? du bist das symbol meiner abweichung, meiner neurosen, meiner defizite; dass ich dich begehre, zeigt der welt meine schwäche, mein scheitern an der norm. man hat, in meiner lage, einen zwei bis vier jahre älteren burschen mit guter ausbildung und solidem job zu begehren, mit dem sich eine zukunft aufbauen lässt. oder man hat sich für seksualitäht zu entscheiden und seine promiskuität vor sich her zu tragen.

als pervers hingegen gilt, worüber die anderen ihr urteil fällen können, noch bevor sie die geschichte gehört haben. es sind konstellationen von zweifelhafter natur, und alles wäre leichter, wenn man sich nicht auch selber verdächtigen würde, im anderen gerade das besonders zu begehren, in dem er allgemein und am wenigsten er selbst ist: das andere alter, die andere hautfarbe, das gleiche geschlecht. unhinterfragbar ist heute wie immer nur die boy-meets-girl-geschichte, an deren gesundheit und rechtmäßigkeit gegen alle erfahrung nicht gezweifelt wird. diese geschichte ist so universell (so beliebig), dass sofort nach der konkreten realität gefragt werden muss: erzähl, wie habt ihr euch kennengelernt? alle anderen geschichten nageln einen fest auf die eigene identität: hast du einen vaterkomplex? kriegst du keinen österreicher ab? hast du angst vor männern? gerade von den erfahrungen auf dem weg dorthin, zu einer beziehung, die nicht den normen entspricht, will man gemeinhin gar nichts hören, oder es interessiert bestenfalls das problematische daran. da ist es schon ein fortschritt, sich diskriminiert nennen zu können, weil es den vorwurf der pathologie an die gesellschaft zurückspielt. (aber natürlich genügt das nicht.)

pervers ist, könnte man auch sagen, was seine eigene geschichte erzählen muss, um sich verständlich zu machen.

a tale of true romance.

Samstag, 30. September 2006

in memory of elvira

völlig aus der zeitachse gefallen.

klicke auf postsecret, im voraus enttäuscht, weil ich sicher ein, zwei updates verpasst haben muss. aber es sind noch immer die selben bilder. es ist keine woche vergangen.

mails lesen. sich an ein telefonat erinnern, das einem davon vorausgegangen ist. dieses mail hat das datum: freitag, 29. september. beim lesen des wortes „freitag“ denke ich: was, eine woche ist das schon her? das gibts nicht. dann lese ich zahl und monat. es ist heute gekommen. heute früh.

22 uhr. zum sterben müde.
20 vor 2. noch immer wach.

Dienstag, 19. September 2006

was bleibt

wasbleibt

nach vier jahren nehme ich meine arbeitskraft und dieses kleine häufchen zeug mit.
fühlt sich gut an.

Donnerstag, 7. September 2006

auf den letzten metern

eine woche noch, dann muss alles fertig und der schreibtisch ausgeräumt sein. schlüssel abgeben, nochmal alle umarmen, raus aus der tür und hinein in ein neues leben. anderswo werde ich schon erwartet.

und es war höchste zeit. auf den letzten metern macht sich das gewicht der vergangenen monate noch einmal bemerkbar - ich will schon lange nicht mehr, auch weil es nichts mehr zu wollen gegeben hat. jetzt noch die kraft aufbringen für einen glitzernden abgang? woher soll ich die nehmen? ich werde, wie immer, rückwärts und ohne hinzusehen über die ziellinie stolpern, die letzten irgendwie wichtigen zettel noch in die tasche stopfen und daheim bald wegwerfen.

Sonntag, 30. Juli 2006

Ich möcht nicht wieder Atem holen, Bis ich nicht mehr die Türme

eye
hätte ich ein register, könnte ich feststellen, wie oft das wort fort hier bereits vorkommt.
einmal mehr: fort. ich muss wandern.

aber ich werde wiederkommen.

Sonntag, 18. Juni 2006

ihr fressts die grod

e. meint ja, man solle darüber nur unter gleichgesinnten sprechen, um durch die eigene aufregung nicht auch noch zusätzlich werbung zu machen, aber ich finde, wenn sich bundeskanzlerdoktorwolfgangschüssel ein vierteljahr vor der nationalratswahl mit rot-weiß-rotem schal und fußballdeppen-gesichtsbemalung in einer werbekampagne für seperatorenfleischlaberl plakatieren lässt, dann darf man schon mal öffentlich bekunden: das ist ein skandal.

supersüß ja vom bundeskanzlerdoktorwolfgangschüssel und seinem team, dass sie von nichts gewusst haben wollen. beim essengehen mit dem agenturchef ist ja verständlicherweise keine zeit, da wird für österreich gearbeitet, dass es eine freude ist, schließlich schreibt sich parteiwerbung auch nicht von allein, da lacht man vielleicht auch mal über die roten oder erzählt, dass unsere leut' jetzt auch eine gewerkschaft aufmachen, na, wurscht jetzt: spendets halt was an irgendwelche armen kinder, dann passt das schon, der willi kriegt das hin, hat eh so an guten draht zur moni, der agenturchef nickt sich durch bis zum dessert, sagt sehr gut, so kamma arbeiten. so stell ich mir das vor.

e. wiederum regt sich am meisten darüber auf, dass es mcdonald's ist, für das schüssel wirbt: gesundheitsschädlicher fraß, der die leute krank macht, auf den die österreicher aber stehen. recht hat sie. aber in einem land, das dem spö-chef als charakterfehler anrechnet, sich mit wein auszukennen und gern gute qualität zu trinken, ist die mekki-werbung nur folgerichtig. schüssel sagt uns hier und jetzt: ihr fressts die grod, und ihr werdet es lieben. über allem weht der fußballschal. ole, oleoleole.

(rülpsend ab)

Dienstag, 2. Mai 2006

conceive these images in air

Conceive these images in air,
Wrap them in flame, they're mine;
Set against granite,
Let the two dull stones be grey,
Or, formed of sand,
Trickle away through thought,
In water or in metal,
Flowing and melting under lime.
Cut them in rock,
So, not to be defaced,
They harden and take shape again
As signs I've not brought down
To any lighter state
By love-tip or my hand's red heat.


Dylan Thomas

#
#


In Luft empfange diese Bilder

In Luft empfange diese Bilder,
Hüll sie in Feuer, sie gehören mir;
Gegen Granit gestellt,
Seien die matten Steine beide grau,
Oder, aus Sand geformt,
Sollen sie versickern durch Ideen,
In Wasser oder in Metall,
Fließen und schmelzen unter Kalk.
Hau sie in Stein,
Damit sie, statt geschändet werden,
Härten, wieder Form annehmen,
Als Zeichen, die ich nicht
Zur Strecke brachte, leicht,
Durch Liebesspitze oder meine glühende Hand.


übertragung: detlev gohrbandt

Montag, 24. April 2006

ramas de alegría

ramas

in der sonne sprießen die äste der freude. (rafael alberti)
und, manchmal, der traurigkeit (anonymer sprayer)

frei mit meinem angejahrten spanisch übersetzt.

1 blogologisches blind date mit frau casino - sehr genossen! auch blogger-tratsch gehört. blogger-tratsch rulez
1 steptanz-session gehört. neidisch geworden
1 pigor-und-eichhorn-konzert. mich gefreut, wenn das paar vor mir gekuschelt hat, weil man dann sogar die bühne sehen konnte. selber pigor-lieder singen wollen. rampensau sein. sein wollen
1 zu lange schlange vor der neuen nationalgalerie
1 besuch im bizarren musikinstrumenten-museum stattdessen. halbe stunde vor schluß vollen eintritt bezahlt. psychedelische leier gesehen (leider kein bild machen dürfen). wurlitzer gehört
1 reise nach brandenburg zu cabaret. posaunistin zugejubelt. hauptdarstellerInnen bewundert. in der pause mit chauffeuse publikum kategorisiert: der lehrer, der alibi-alternative, der tierarzt, die handarbeitsgruppe. schön, dass provinz überall gleich ist
1 osterfrühstück. gefühlte 1.000 kannen kaffee. deutsche gäste mit dem wort beistrich überrascht (das heißt komma? wie sagt ihr dann zum punkt?)
1 nachmittagsschläfchen
1 falaffel-sandwich
1 zigarette mit tabakko-plus. trockene augen gekriegt. mich bemüht, nicht lauter blödsinn zu reden
X biere

1 total verhautes geburtstagsgeschenk
1 taxifahrt nach schöneberg. gute 30 euro, jeden cent wert. wenn schon, denn schon
1 technischer ausfall beim abfertigungsschalter
1 deutsche junkine am busbahnhof von malaga. hilft uns. kriegt geld. will zurück nach frankfurt. hier is' scheiße. für urlaub is' gut, aber sonst is' scheiße. bemüht, uns den spaß nicht zu verderben. höfliche junkine
1 angepisster kellner. sonst alle sehr nett und hilfsbereit. davon angenehm überrascht
2 partielle sonnenbrände: 1 am rechten unterarm, 1 rechts oben am hirn
1 poster von federico garcía lorca (1 pilgerreise zum sommerhaus)
1 spaziergang auf die alhambra von granada. fast auch reingekommen. leider ausverkauft
1 zillion baustellen
2 zillionen pressluftbohrer
3 zillionen straßenmusikanten
1 wunderschöner historischer botanischer garten. neben der stadtautobahn (auch am samstag einiges an verkehr)
20 tonnen dunkelrote vaseline. irgendwie erregend (schön ruhig im museum)
1 gut gelaunter picasso. lebensfreude

11 uhr sperrstunde
100 fotos

schön ruhig in wien. angenehm

Montag, 27. März 2006

so sympathisch, diese jungen menschen!

Mauf_139jugendliche haben wirklich die mediale arschkarte, ich muss schon sagen: konflikte im park, zwangsbräuche durch exotische herkünfte oder zwangsneurotisches bildungsprogramm im auftrag der förderfanatischen eltern, dazu körperunzufriedenheit, magersucht, bulemie, haue, dresche, drogen und anderer unangenehmer kram - so sind sie, die jugendlichen, wenn man zu viel zeitung liest.

in wirklichkeit sind sie aber ganz anders, das konnte ich am samstag feststellen, als e. und m. mit mauf ein video gedreht haben. – mauf ist eine knackkkkige beatbox-partie, die den bandwettbewerb vom tonstudio von e.s bruder gewonnen hat, m. ist wie schon mal erwähnt e.s freund, und alle miteinander haben sie am samstag in einem aufgelassenen lokal in den gürtelbögen ein video gedreht, das auf gotv laufen wird oder soll oder so und das jedenfalls der preis für die sieger ist. dafür wurden alle freundinnen und freunde der band und deren freunde und die freunde von den freunden eingeladen, um eine, wie ich als kind der 80er sagen muss, disko-szene darzustellen, also den ganzen nachmittag zu tanzen, in der pause nudelsalat und schokobananen zu essen, saft zu trinken und dann wieder und wieder eine filmreife party hinzulegen.

needless to say, dass sie's locker gemacht haben, die jungen menschen. zwischen 16 und 22, was die alle waren, da geht das flockig, und auch wir paar älteren semester waren nicht faul und haben die steifen hüften geschwungen. und in den pausen hab ich geschaut und gehorcht: wie lieb die miteinander sind und wie witzig. wie verschieden die ausschauen, gestylte mini-frauen und dreadlock-schlabbers unklaren geschlechts in paaren und hippie-mädchen und macker mit baseballkapperl und doch einige sehr dicke leute und türkenbuben und so weiter. und karim ist fast 1,90 und pummelig und tanzt so super, und ein anderer will auch, kann aber nicht, traut sich nicht. du musst als erstes die hüften bewegen, sagt karim und sieht aus dem augenwinkel, dass ich die szene beobachte, weil die jungen menschen alles sehen müssen und sehen wollen, so wie das richtig ist, er lächelt noch immer, hebt ein bisschen die arme und schüttelt sich noch ein bisschen, der andere ist noch immer peinlich berührt und neidisch zugleich. wie bauchtanzen! sagt karim, und drei mädchen kommen dazu und lachen, sie wollen auch. kenn ich eh, wiegelt der andere ab, meine schwester ist bauchtänzerin, aber so einfach kommt er nicht durch. zeigs ihm, sagt e., zeig ihm, wie man's macht! der andere schaut auf den boden, er will, er kann nicht, dann geht's halt aufs männerklo und du bringst es ihm dort bei, wenns ihm hier peinlich ist, schlägt e. vor. schon düsen sie die stiege hinunter, die mädchen hinterher, e. und ich grinsen uns an, so war das nicht ganz gedacht, und e. und ich spechteln über die schulter hinunter und sehen sie dort vorm klo alle miteinander aufgeregt herumstehen und reden und üben.

ein paar minuten später sind sie wieder da. karim strahlt noch immer, der andere schaut noch immer viel zu boden. und, wie ist's gelaufen? fragt e. naja, sagt karim, er könnte schon, aber er will nicht. es ist ihm zu schwul. aber er hat es in sich! mitleidige blicke für den anderen, das wird schon noch, lachen, weil es weitergeht, und ich denke: aha! zu schwul! interessant. - musik. karim schmeißt sich wieder auf die tanzfläche und shakt mit einem kapperl-macker, und ein mädel kommt dazu und zeigt, was sie kann, und dann ziehen die burschen eine show ab und küssen sich ein bisschen, und wo der andere geblieben ist, keine ahnung. und sie lachen alle und sind stolz und laut und es geht sich viel aus und alles ist aufregend und cool.

und ich schaue ihnen allen zu und denke, dass ich das erste mal verstehe, was der reiz der jugend ist, und dass es wohl gut wäre, und schön wäre, mit jugendlichen zu leben, also, dieses familienteil eben, gut, jemanden heranwachsen zu sehen und zu sehen, wie sie wach werden und wie tapfer sie sind und so weiter, und ich verstehe sogar zum ersten mal dieses lolita-teil, also, nicht falsch verstehen jetzt, aber dass jugend was bezauberndes hat, was unschuldiges und zartes, das ernst genommen werden will und kann. versteh ich grad alles. und merke, dass ich 31 bin, und finde das gut und sentimental, und denke an mich mit 16 und schaue auf die schüchternen mädchen am rand, die brote kauen und wenig reden und denke, gern würde ich dir sagen, was ich schon weiß, oder einfach nur: hab geduld.

und am abend treffe ich l., die einen 18jährigen sohn hat und eine 14jährige tochter, und der sohn macht sein ding, aber die tochter, naja, schwierig-schwierig. mädchen-sein ist echt das letzte, sage ich beim dritten bier, und l. nickt, und wir stoßen an auf alle mädchen, und ich sage auch: das kann noch locker zehn jahre dauern, bis 24, das kann sein. und l. stimmt zu, und ob das mal anders wird, keine ahnung, aber gut wäre es schon, wenn das mal anders werden würde.

Dienstag, 21. März 2006

...

und dann plötzlich denken, hier und jetzt stünde schlagartig das verhängnis vor der tür, die erste gelegenheit im bisher so sicheren leben, sich gründlich und nachhaltig und unwiederbringlich zu ruinieren, vom eigenen wahn überrollt zu werden und dem wollen hilflos ausgeliefert zu sein, und fassungslos feststellen, dass ich angst habe, und dann aber doch ruhig blut, ruhig blut, es ist nichts, es wird nichts sein, gottseidank, was mir droht ist nur, mich lächerlich zu machen, eine sorge, die zu bewältigen ist, es wird nicht passieren, und nein, ich wünsche es mir nicht anders, ich wünsche nicht, dass rausch und wahn realisiert würden, ich bin froh, so, gottseidank, entkommen.

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