Dienstag, 4. Januar 2011

Alles wird gut

Bilder, Zitate, Musik und Ideen, damit es klappt:

Erklär mir das gute Leben

Sonntag, 2. Januar 2011

Alle Toten fliegen hoch

Es war ein raues, räudiges Jahr, mein erstes Jahr in Stuttgart, anstrengend und ortlos, mit aller Kraft um Kontrolle bemüht. Allein im ersten Halbjahr bin ich zehnmal zwischen Stuttgart und Österreich gependelt. Ich war in Istanbul, in Zürich, im Schwarzwald, im Böhmerwald. Ich habe einen neuen Beruf gelernt, eine Ausbildung abgeschlossen, einen Job gekündigt, einen neuen gefunden. Ich habe aufgehört, Tiere zu essen, ich habe so wenig geraucht, getrunken und geschrieben wie seit Jahren nicht mehr. Ich habe eine Häkelarbeit begonnen und sie bis jetzt noch nicht fertiggestellt. Ich schreibe nicht mehr klein.

Im April haben wir H.s Vater begraben. Er hat sich für die Feier die Beatles gewünscht. Nachdem H. seine Rede gehalten und der Priester seinen Zauber veranstaltet hatte, saßen wir da in der Abschiedshalle und hörten die scheppernden Bläser von "All you need is love". Ich muss heute noch grinsen und könnte heute noch heulen.

Im Oktober ist meine Oma gestorben, kaum beweint, aber in Frieden gegangen. Im Sommer, als meine Mutter im Krankenhaus war, habe ich mich um Oma gekümmert, mit ihr gekämpft, ihre rasende Wut, ihre Sturheit und ihre falschen Dramen erlebt. Aber auch die stillen Momente der Hilflosigkeit, wenn sie müde und schwach auf dem Bett saß und ins Leere schaute, ein einsames Mädchen, das sich selbst nicht kennt und vielleicht niemanden kannte ihr ganzes Leben lang. Zum Schluss hat sie sich mit meiner Mutter versöhnt und sich bei meiner Schwester und mir entschuldigt: "Es tut mir leid." - Ich wollte es hören: "Was tut dir leid?" - "Für euch." - "Das ist schon in Ordnung", habe ich gesagt. Natürlich war nichts in Ordnung. Aber manchmal reicht es vielleicht auch, die Tür hinter sich zu schließen und das Chaos zu verlassen. Ich denke nicht böse an sie.

Neu anfangen. 2010 war auch das Jahr, in dem ich das Zusammenleben mit einem Partner kennen gelernt habe. Der H. hatte seinen eigenen Kummer, mit seiner Familie und im Job. Aber erst jetzt wird mir klar, wie viel Halt er mir gegeben hat und wie viel schwieriger alles gewesen wäre, wenn er nicht so wäre, wie er ist. Wir sind einander sofort Zuhause geworden, und auch wenn wir uns zum Teil vor Stuttgart versteckt haben, hat mir das keine Sorgen gemacht: Wir werden die Stadt schon noch entdecken, wenn wieder mehr Kraft und mehr Hirn frei dafür sind. Für uns beide überraschend haben uns unsere Toten den Gedanken an Kinder hinterlassen, der 2010 zwischen all den Krankenhausbesuchen und Trauerfeiern, aus all dem Abschiednehmen entstanden ist. Weil nicht immer nur was enden, sondern auch was anfangen soll. Die Idee macht mir Freude, aber ich glaube nicht so recht daran.

Heute finde ich anderes wichtiger: was aus mir wird, zum Beispiel. Ob ich noch Talente habe, die ich entwickeln will. Wie das beruflich weitergehen kann. Ob ich es mir zu leicht mache, die falschen Entscheidungen getroffen habe, ob ich etwas erschaffen kann. Das neue Jahr zeigt noch nicht, was es bereithält. Und ich bin älter geworden, das Warten und Kommenlassen macht mich unrund.

Ich will ein bisschen die Prioritäten verschieben, ja. Freundschaften wieder aufnehmen, die im vergangenen Jahr gelitten haben, denn bis auf meine drei Mädels in Wien habe ich alle vernachlässigt. Mich an neue Freundschaften herantrauen, Interesse riskieren. Und das Schreiben hat mir sehr gefehlt 2010. Eigentlich einfache Dinge.

Ich bin zuversichtlich.

Und das wünsche ich Euch auch. Habt alle ein wunderbares 2011.

Donnerstag, 11. November 2010

Ach, scheiß drauf // Es sind alles nur Leute

War grad in "Exit through the gift shop". Wollte dann was drüber schreiben. Suchte kurz, meinte ich, die Website, darauf natürlich Links zu Twitter und Facebook. Lese kurz rein, werde schlagartig müde und gelangweilt. Deshalb nur: Schaut euch das an, wenn ihr könnt, denn es ist ein ganz großartiger, irrwitziger Film über Street Art. Und High Art. Und Freundschaft.

Ok, na gut, ein paar Sätze: Natürlich diskutierten wir danach auch kurz darüber, ob das jetzt alles "wahr" oder "fake" war. Die Kolleginnen unter 30/frischer von der Hochschule: "Ich glaube nicht, dass es Mr. Brainwash gibt. Das hat alles Banksy erfunden. Oh Mann, du hast ja auch ein iPhone! Aber wenn du jetzt googelst, was heißt das schon? Wenn, dann ist das auch alles gefakt."

(Ich: "Das iPhone geht eh nicht.")

Wir über 30: "Natürlich ist das nicht erfunden. Es gibt so viele Wahnsinnige, warum nicht auch einen wahnsinnigen französischstämmigen Filmer? Warum sollte Banksy das alles erfinden, Websites anlegen, Zeitungscovers faken, hunderte Leute anheuern, um die Dokuszenen zu fingieren? Der Aufwand, der dafür nötig wäre, interessiert ihn doch nicht."

In letzter Zeit passiert mir das öfter, dass das Alter aus mir spricht, der ungerührte Realitätssinn: die Überzeugung, dass vor der Kunst, vor überhaupt allem Streben, zuerst der Mensch kommt mit seinem Vogel, der Irrsinn des Tatsächlichen, der so viel größer ist, als die Kunst je sein könnte. Manchmal finde ich das schade.

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