Sonntag, 26. Oktober 2008

stahlbad

jetzt ist es wirklich genug. ich bin dieses jahr so oft im flugzeug gesessen, dass noch meine kinder und kindeskinder, wenn ich denn welche hätte, meine versaute co2-bilanz abbüßen müssten. ich kenne die niki-sandwiches in jedem frischegrad und kann die werbefilmchen auf den kabinenschirmen mitsprechen. ich weiß, welcher sitzplatz etwas taugt und wo einen der teufel holt. und es regt mich jedesmal mehr auf, dass beim heimkommen als erstes eine werbetafel für ein puff in österreich begrüßt.

ein paar stunden vorher war ich noch im hessischen nebel zwischen den großen blonden frauen, die in herrenreiter-ausstattung durch die stadt marschieren. 19. jahrhundert in deutschland am museumsufer, all die schweren villen aus sandstein mit ihren erkern und giebeln und portalen, gräber, gebaut für die ewigkeit. der wind reißt das tote laub von den blättern, die fenster sind blickdicht, dahinter sitzt martin mosebach und verzehrt wohl gerade einen braten mit dicker soße, dann wird klavier geübt und der mißratene sohn, der nichts weiß von der welt, träumt vom krieg. heute verstehe ich ihn, liebe die glasfassaden der wolkenkratzer, die abweisenden straßenschluchten, alles, was in den himmel ragt und diese steinschwere bürgerlichkeit in stücke hauen will.

in baden-baden gibt es ein "restaurant stahlbad".

in wien bimmelt mich die bim über den schwarzenbergplatz zwischen industriellenvereinigung und kaufmannschaft runter zum ring. leicht wirken die beiden häuser, fast italienisch und verspielt, auch wenn darin nichts leichtes verhandelt wird. der österreichische feschismus, den armin thurnher anhand von jörg haider definiert hat, er ist an jeder ecke sichtbar und wohl das, was den touristen auch an wien so gefällt: es ist alles ein großer witz. wir nehmen ihnen das weiße aus den augen, aber es wird ihnen spaß machen. zauber der montur, fesch ist er, der herr major. vor mcdonalds stehen zwei blondierte mädchen mit drei männern in uniform, sie laufen über die kreuzung, offenbar die heute abend diensthabenden herren aus dem theater, das hier "casino" heißt. leicht ist nichts in wien, sagen die gesichter in der straßenbahn, die masken, die man hier im öffentlichen raum noch trägt.

Freitag, 24. Oktober 2008

warum nicht?

leipzig?
in einem jahr?
man schickt mir fotos von frisch renovierten altbauwohnungen um kein geld. die stadt selber jubiliert gleich auf der startseite vom tollen wachstum der medienbranche, gut, ich kann gar nicht programmieren, aber eine schreibknechtin mehr, ist für die platz?
was verdient man dort überhaupt?
klein ist es halt, aber groß genug, vielleicht. meine wohnung in wien würd ich behalten, sie liegt gut und ist relativ billig, noch immer, immer mehr: so einen vertrag würde ich jetzt nicht mehr kriegen, und der ist nur fünf jahre alt.
endlich was anderes, endlich was neues.

Samstag, 11. Oktober 2008

(wenn die sonne vom himmel fällt) jungs sterben in der nacht allein

was für ein drama.
was für eine soap.
männer, die schwachen gegenüber ungerührt sind, zeigen sich mit tränen in den augen, weinend, weil ihr geliebter und vater sie verlassen hat. ihr lebensmensch.
die zeit sei stehen geblieben, die sonne vom himmel gefallen. er habe das land beschützt, nun sei es allein, alle müssten zusammenhalten in dieser schweren zeit.

bemerkenswert finde ich, dass in fast allen nachrufen von einem großen politischen talent gesprochen wird. der mann war fast 60 jahre alt. wie lange kann ein mensch als talentiert gelten, wenn es ihm nicht gelingt, sein talent zu realisieren? es scheint mir eine stärke des politischen systems zu sein, des politischen feldes eher, dass es solche ewigen söhne nicht an die spitze kommen lässt. was er an kraft hatte, schwächere an sich zu binden, reichte nicht für einen ganzen staat, konnte vielleicht nur in dem kleinen, randständigen bundesland reichen, wo außer tourismus nichts existiert, an das man sich hängen kann. im grunde blieb die knabenhorde mitsamt ihrem führer fixiert auf den vater staat, der symbolisch war und ihnen deswegen prinzipiell unverständlich. nein, das politische talent kann ich nicht erkennen.

franz vranitzky im mittagsjournal hat mich beeindruckt, vor allem im unterschied zum ebenfalls anwesenden wolfgang schüssel. während schüssel davon sprach, dass er schwarz-blau wie jede koalition als partnerschaft angelegt habe, ging es vranitzky um eine politische haltung. er war unversöhnt und hatte sich von der angeblichen strahlkraft, dem angeblichen talent, der angeblichen fähigkeit zu begeistern nicht anstecken lassen.

liquid center

fließende inhalte in starren formen

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