Werte Genossin, meine tiefste Ehrfurcht vor diesem Schwall kluger Gedanken. Ein Grund mehr, in Zukunft die Taktik des persönlichen Protokolls in Kombination mit anschließender distanzierter Reflexion und theoretischer Durchdringung zu verfolgen. Besonders die Parallele Kommissar - Mönch erscheint mir auch aus heutiger Sicht noch äußerst plausibel und verfolgenswert. Es bleibt mir nicht viel hinzuzufügen, außer vielleicht eines:
Ich formuliere es einfach einmal als provokante, empirisch noch zu verifizierende These: Das Bild des prügelnden Kommissars geht zwar ursprünglich zurück auf eine angloamerikanische Krimitradition, führt derzeit jedoch in verändertem Kleid seit 1990 einen Siegeszug besonders in deutschen Krimis. Denkt man an deutsche Krimiserien aus den 80er Jahren wie etwa "Derrick", "Der Alte" etc., so sind deren Protagonisten zumeist sehr besonnene, nachdenkliche, ja gar philosophische Persönlichkeiten, große Humanisten und Philanthropen mit missionarischem Eifer. Seit der deutschen Wiedervereinigung schaffen es vermehrt Kommissartypen auf die Bildischrme zu gelangen, die dem Typus des impulsiven, von seinen Affekten geleiteten Schlägers entsprechen (siehe etwa "Alarm für Cobra 11" oder auch die beiden im obigen Beitrag genannten "Tatort"-Kommissare). Ihr Zugang zum ewigen Menschheitsproblem "Verbrechen" ist nicht die Moralphilosophie, sondern der ureigene männliche Instinkt, der gesunde Menschenverstand, der einem direkt über das Rückgrat vermittelt die richtige Handlungsweise vorgibt, ohne nachdenken zu müssen. Genau in Gegensatz zu diesen Typen treten dann jene oben beschriebenen "Paragraphenritter" auf, die das Feindbild für jeden mit sicherem moralischen Instikt ausgestattenen Prügelkommissar (und ihren Fernsehzuschauern) abgeben.
Ich behaupte, dass diese Entwicklung im deutschen Fernsehkrimi direkt einhergeht mit der politischen Entwicklung in Deutschland seit der Wiedervereinigung. Der Buchstabe des Gesetzes gerät angesichts der Vorstellung, als Nation zu Größerem berufen zu sein, in Verruf, da er als Hemmschuh wirkt. Die Paragraphenritter sitzen schließlich ja auch dort, wo das "internationale Judentum" nach wie vor auf der Schuld Deutschlands beharrt und es - Prozess für Prozess - juridisch in seine Schranken verweist. Der "Paragraphenritter" könnte in dieser Deutungsweise als die Wiederkehr des Feindbilds "Jude" gesehen werden, der den Buchstaben des Gesetzes auf heimtückische Weise zu seinem persönlichen Vorteil ausnutzt. Daher rührt der Vorbehalt gegenüber dem geschriebenen Gesetz und der Glaube an ein höheres moralisches Gesetz, das nur durch konsequentes (militärisches) Handeln erfüllt werden kann - gestern in Jugoslawien, morgen vielleicht in Israel. Der deutsche Krimikommissar nähert sich damit strukturell immer mehr dem moralischen Ideal des Gestapo-Beamten an.
fantastisch, genosse, so hat das sinn! einzige kleine anmerkung: „der jude“ ist vielleicht nicht erst, wenn er das gesetz ausnutzt, ein feindbild, sondern schon als bloßer repräsentant desselben. die grenzen mögen für den laien nicht so leicht zu ziehen sein - wer das gesetz so zu interpretieren versteht, dass es befolgt wird und trotzdem den individuellen interessen dient, verunsichert die faschisten jedenfalls. denn das gesetz ist verunsichernd, schließlich biegt es sich an den rändern immer (solange es nicht totalitär wird). nur in den augen der faschisten hat das aber mit missbrauch zu tun, dem mit militärischer gewalt (herr haider nennt das gern „den stall ausmisten“) begegnet werden muss.
Ich formuliere es einfach einmal als provokante, empirisch noch zu verifizierende These: Das Bild des prügelnden Kommissars geht zwar ursprünglich zurück auf eine angloamerikanische Krimitradition, führt derzeit jedoch in verändertem Kleid seit 1990 einen Siegeszug besonders in deutschen Krimis. Denkt man an deutsche Krimiserien aus den 80er Jahren wie etwa "Derrick", "Der Alte" etc., so sind deren Protagonisten zumeist sehr besonnene, nachdenkliche, ja gar philosophische Persönlichkeiten, große Humanisten und Philanthropen mit missionarischem Eifer. Seit der deutschen Wiedervereinigung schaffen es vermehrt Kommissartypen auf die Bildischrme zu gelangen, die dem Typus des impulsiven, von seinen Affekten geleiteten Schlägers entsprechen (siehe etwa "Alarm für Cobra 11" oder auch die beiden im obigen Beitrag genannten "Tatort"-Kommissare). Ihr Zugang zum ewigen Menschheitsproblem "Verbrechen" ist nicht die Moralphilosophie, sondern der ureigene männliche Instinkt, der gesunde Menschenverstand, der einem direkt über das Rückgrat vermittelt die richtige Handlungsweise vorgibt, ohne nachdenken zu müssen. Genau in Gegensatz zu diesen Typen treten dann jene oben beschriebenen "Paragraphenritter" auf, die das Feindbild für jeden mit sicherem moralischen Instikt ausgestattenen Prügelkommissar (und ihren Fernsehzuschauern) abgeben.
Ich behaupte, dass diese Entwicklung im deutschen Fernsehkrimi direkt einhergeht mit der politischen Entwicklung in Deutschland seit der Wiedervereinigung. Der Buchstabe des Gesetzes gerät angesichts der Vorstellung, als Nation zu Größerem berufen zu sein, in Verruf, da er als Hemmschuh wirkt. Die Paragraphenritter sitzen schließlich ja auch dort, wo das "internationale Judentum" nach wie vor auf der Schuld Deutschlands beharrt und es - Prozess für Prozess - juridisch in seine Schranken verweist. Der "Paragraphenritter" könnte in dieser Deutungsweise als die Wiederkehr des Feindbilds "Jude" gesehen werden, der den Buchstaben des Gesetzes auf heimtückische Weise zu seinem persönlichen Vorteil ausnutzt. Daher rührt der Vorbehalt gegenüber dem geschriebenen Gesetz und der Glaube an ein höheres moralisches Gesetz, das nur durch konsequentes (militärisches) Handeln erfüllt werden kann - gestern in Jugoslawien, morgen vielleicht in Israel. Der deutsche Krimikommissar nähert sich damit strukturell immer mehr dem moralischen Ideal des Gestapo-Beamten an.