neigungsgruppe nachdenken

Donnerstag, 30. Oktober 2008

äh, wie jetzt

ich verstehe nicht, wo das ganze geld herkommt. ich meine, was gibt der staat österreich eben nur für die AUA aus? und für die banken? wieso geht das, obwohl ich, so lange ich denken kann, immer nur höre, dass "wir" sparen müssen? bei wem nimmt österreich überhaupt die kredite dafür auf? bei anderen staaten? bei china? bei indien? kasachstan?
ich krame in meinem eingerosteten hirn und erinnere mich, mal gelernt zu haben, dass staaten nicht bankrott gehen können, weil sie nicht zusperren können. das war offenbar eine akademische meinung. was passiert mit einem staat, der bankrott ist? er kann seine leistungen nicht mehr erbringen, denke ich mal: sozialleistungen, bildung, gesundheit (kunst und kultur, haha). wird dann das bundesheer abgeschafft? der orf sendet nur mehr testbild? wohl kaum.
und warum holt sich eine bank staatsgeld und sagt gleichzeitig, dass es ihr eh gut geht?
ich kapiere das alles nicht.

Freitag, 2. September 2005

zweitblog. aufbauen und niedersägen

frau bell hat für die neigungsgruppe nachdenken ein eigenes blog eingerichtet und gleich richtigt benamst: white russians nämlich, was nicht nur auf herrn fidels künste als cocktailmixer anspielt, sondern auch die angenehme und den mitgliedern unseres diskutierkränzchens sehr geläufige schläfrig- und schlurfigkeit des großen lebowski, äh, reinholt. und russland natürlich. gute wahl.

trotzdem, wenn das so schnurgerade weitergeht in richtung sowjet werde ich mich bald als spaltpilz betätigen müssen und irgendwelche strukturalistische neocons-literatur daherschleppen, irgendwelche spielverderber-vagheit und unentschiedene dekonstruktionsversuche. sonst wird das ganz zu beschaulich hier.

aufbauen - und niedersägen. schön, wenn man seinen mustern treubleiben kann, haha!

Montag, 4. Juli 2005

selbstanzeige

mittlerweile ist das protokoll des genossen fidel, master of irony, eingetroffen. vereinspolizeilich sicher notwendig (und außerdem gilt seit 1. juli das neue mediengesetz, was höchstwahrscheinlich auch irgendwie betroffen ist) stelle ich es hier mitsamt beitrittsformular zur verfügung. sollten Sie sich unserer schönen gruppe anschließen wollen, und sei es auch nur, weil Sie einmal im leben aufgrund Ihrer haltung wo ausgeschlossen werden wollen, dann drucken Sie es aus und faxen Sie es irgendwohin.

Protokoll der 3. ordentlichen Sitzung der Arbeitsgruppe Marxismus (Arbeitstitel)
30. Juni 2005, XXXXXstraße 107, Wien X

Folgende Beschlüsse wurden jeweils einstimmig gefasst:

1.) Diskussionsprotokolle:

Die Mitglieder der Arbeitsgruppe verfassen jeweils für sich individuelle schlagwortartige Protokolle jeder Arbeitssitzung je nach subjektiver Gewichtung. Die Aufzeichnungen geben den jeweils individuellen Fokus der Einzelmitglieder auf die behandelte Problematik wieder und können sich sowohl auf zur Sprache gekommene revolutionäre Grundfragen und -problematiken beziehen als auch wörtliche Zitate prägnanter Aussagen wiedergeben. Die einzelnen Protokolle werden durch den Einsatz elektronischer Medien innerhalb von fünf Tagen nach der letzten Sitzung einem gegenseitigen Austausch zugeführt und sind alsdann in dialektischer Weise zu einem Gesamttext zu synthetisieren, welcher im Archiv der AG gespeichert wird. Ziel dieses dialektischen Prozesses ist das gemeinsame Entfachen individueller rebellischer Impulse und daraus wiederum die Entwicklung eines kollektiven revolutionären Bewusstseins der Gruppe. Die Ergebnisse dieses dialektischen Prozesses dienen wiederum kurzfristig als Ausgangsbasis für die nächste Arbeitsgruppensitzung, langfristig als Grundlage des notwendigen gesellschaftlichen Umsturzes.

2.) Kommunikationsformen und –medien:
Als gegenwärtig prioritäres Anliegen der Gruppe wurde die Frage geeigneter Kommunikationsformen einerseits und Kommunikationsmedien andererseits identifiziert.
Als mögliche Kommunikationsformen wurden genannt: Pamphlet, Manifest, Essay, öffentliche Aktion, situationistische Irritation, offene Provokation, als Werbetext camouflierte Verbalagitation, Ausdruckstanz.
Als mögliche Kommunikationsmedien wurden in Erwägung gezogen: Flugblätter, Zeitschrift, Aufkleber, Plakatwände, Ausdruckstanz.
Die Mitglieder werden aufgefordert geeignete Kommunikationsstrategien zu entwerfen und sie zur Diskussion vorzulegen.
(Ein erster Versuch kollektiven Pamphletisierens musste nach etwa 45 Minuten abgebrochen werden, wobei sich u.a. technische Widrigkeiten mitverantwortlich zeichneten. Fortsetzung folgt)

3.) Antrag auf Aufnahme neuer Mitglieder:
Es wurden zwei Anträge auf Aufnahme in die Arbeitsgruppe Marxismus (Arbeitstitel) vorgelegt und einstimmig angenommen. Die offizielle Einladung zur nächsten Gruppensitzung ergeht somit nach Rückübermittlung der unterfertigten Beitrittserklärungen (siehe Beilage 1) seitens der Antragsteller. Bei den Antragstellern handelt es sich um:
EXX RXXXX, XXXXXgasse, XXXX Wien.
UXX KXX, Große XXXXXgasse, XXXX Wien.

4.) Ausschlussverfahren:

Die Gruppenmitglieder werden aufgefordert, Vorschläge für anzuwendende formale Modalitäten in Fällen notwendiger Ausschlüsse von Gruppenmitgliedern einzubringen.

5.) Vorbereitung zur nächsten Sitzung:
Als Diskussionsbasis für die nächste Arbeitsgruppensitzung wird die vertiefte Lektüre situationistischer Gesellschaftskritik angeregt. Folgende vorbereitende Aktivitäten wurden in Hinblick darauf beschlossen:
Genossin Bell7 sichtet ihr Archiv nach einem einführenden Text zur SI unter besonderer Berücksichtigung des Buches von Greil Marcus und fertigt gegebenenfalls für die Gruppenmitglieder Kopien an, welche rechtzeitig zu versenden wären.
Genossin gingerbox sichtet den kapitalistischen Buchmarkt nach dem Werk „Beginn einer Epoche. Texte der Situationisten“ (Edition Nautilus) und erwirbt gegebenenfalls Kampfkopien.
Genosse Fidel fertigt Kopien des Textes „Referat über die Geschichte und Theorie der Lettristen und Situationisten an“ und versendet sie rechtzeitig an die Gruppenmitglieder.

6.) Nächste Sitzung:
Die nächste Sitzung findet statt am 21. Juli 2005 in der Lokalität XXXXXgasse 2, Tür 31, XXXX Wien.

Das ist alles.

Wien, 1. Juli 2005
Für die Arbeitsgruppe Marxismus (Arbeitstitel)
Fidel

Beilage 1

Beitrittserklärung zur Arbeitsgruppe Marxismus (Arbeitstitel):

Der Antragsteller/die Antragstellerin erklärt hiermit:

Ich habe mich aus freien Stücken und ohne äußere Zwänge zum Beitritt in die Arbeitsgruppe Marxismus (Arbeitstitel) entschieden. Ich bin mir der Ernsthaftigkeit und revolutionären Unerbittlichkeit der von der Arbeitsgruppe verfolgten Ziele bewusst. Ich grenze mich ab von jedwedem Hang zu Spiritualismus oder Neohegelianischem Idealismus, sektiererischen Tendenzen wie Neo-Buddhismus, Spaßguerillerismus oder Fun-Konsumismus, und verspüre tiefgründige Abscheu vor dem Berufs- und Menschenbild des Werbetexters. Oberstes Ziel meines Handelns ist die Rückgewinnung souveräner Selbstbestimmtheit als Individuum und als gesellschaftliches Wesen. Die aktive Überwindung gegenwärtiger sozialer Herrschaftsverhältnisse, insbesondere der kapitalistischen Verfasstheit der Gesellschaft und der damit in Zusammenhang stehenden reaktionären Scheinwelt des Spektakels, erscheint mir daher unverzichtbar.


(Ort, Datum, Unterschrift)

Sonntag, 3. Juli 2005

drah di net um

tatortdie neigungsgruppe nachdenken/AG umsturz und verwandte hat ihre dritte ordentliche sitzung durchgeführt und dabei einiges an gedanken produziert, das ich im interesse der diskutandInnen und der geschätzen öffentlichkeit hier kurz aus dem gedächtnis zusammenfassen will.

hausaufgabe war die lektüre des artikels The Situationist International: A Case of Spectacular Neglegt von Sadie Plant (Radical Philosophy 55, Summer 1990, 3-10). bis sich das diskutierdreieck vollständig versammelt hatte, war allerdings bereits ein gespräch über das situationistische urmaterial schlechthin, den konkreten alltag entstanden, das im laufe des abends sich nicht mehr direkt situationistisch grundieren lassen wollte, so dass die theoriegeschichte ein wenig zu kurz kam. aber sei’s drum!

am längsten diskutierten wir über deutsche tv-krimis und die figur des kommissars. wir definierten den kommissar, der nur für seinen job lebt und seine wohnung alle 14 tage wechselt, weil er ohnehin nie zuhause ist, als weltliche variante des mönches: beide sagen nein zur welt und verzichten auf ein privatleben, um einer höheren ordnung zu dienen – anders als kommissarinnen, die stets mit privatem umfeld gezeichnet werden und deren fälle sie auch immer privat, persönlich betreffen.

das führte uns zu einem besonderen ermittlerduo, von dem die eine hälfte ein gewaltätiger schläger ist, der das gesetz immer wieder aufgrund emotionaler betroffenheit überschreitet und im speziellen sexualstraftäter schnell und gern verprügelt, während sein partner dies zwar nicht billigt, aber auch nicht soweit kritisiert, dass sich daraus ein konflikt ergeben würde. dieser gewalttätige kommissar entspricht interessanterweise nur zum teil dem modell. zwar ist auch er nicht in irgendeiner weise beheimatet, aber er hat kinder, wenn nicht gar töchter, was seine übergriffe in den augen der zuseherInnen zumindest verständlich, wenn nicht gar richtig erscheinen lässt.

um das zu erklären, holten wir aus: das gesetz, die abstrakte höhere ordnung gilt zwar offiziell als absolut, aber unausgesprochen ist es notwendig, diese ordnung mit leben zu erfüllen. das zeigt sich klar an der figur des paragraphenreiters, der stur auf der einhaltung des buchstabens besteht und dafür als feindbild inszeniert und gleichzeitig lächerlich gemacht wird. er missversteht grundlegendes: lebendig, das heißt: vollendet wird das gesetz nur in der überschreitung, wie sie in der figur des gewalttätigen polizisten vorgeführt wird. wie die religiösen mystikerInnen, die sich den strengen regeln ihrer orden in extasen der körperlichen vermählung mit gott entzogen, weist auch der übergriff des polizisten auf einen behaupteten mangel hin, auf ein versagen der abstrakten ordnung an der konkreten erfahrung. diesem versagen wird auch bei der polizei mit körpereinsatz begegnet. die körperliche gewalt, die der polizist ausübt, wird durch seine betroffenheit als vater legitimiert und durch seine vaterschaft noch einmal im körper verankert.

die familie ist die grundlage des staates. der andere, kinderlose kommissar, dessen missglückende beziehungsversuche ihn als neurotisch ausweisen, ist nicht in der position, dieses postulat und die daraus resultierende gewalt zu hinterfragen. dadurch wird er zum vermittler; er fungiert als feigenblatt. stirnrunzelnd nimmt er die übergriffe zur kenntnis, hat zwar bedenken, aber er unternimmt nichts und erlaubt den zuseherInnen damit, die gewalt des selbstvergessenen schlägers und damit die behaupteten grundlagen dieser handlungen zu akzeptieren: es fehlt scheinbar an geeigneten argumenten gegen die gewalt. statt dessen wird ein zu dieser gewalt gehörendes, ohnmächtiges schlechtes gewissen geliefert, das den namen „gewissen“ schon nicht mehr verdient und nur dazu dient, die private lust an der überschreitung im zaum zu halten: der schläger beugt das gesetz, aber er darf die überschreitung nicht genießen, denn dann könnte er selbst zum gesetzgeber/herrscher werden. statt dessen – und das sage jetzt nur mehr ich, denn ob die anderen dem zustimmen würden, weiß ich nicht – wird seine hilflose, unfähige „liebe“ zu seinen kindern für das system verwertet. es gilt einerseits den delinquenten zu zeigen, dass das gesetz an seinen rändern durchaus seine eigenen regeln bricht, ohne selbst daran zu zerbrechen. der kommissar darf andererseits seine gefühle („was würde ich tun, wenn jemand meinen mädchen antun würde, was der straftäter getan hat?“) durch gewalt ausdrücken, dieser ausdruck wird sogar gewünscht, denn das ihn entfernende disziplinarverfahren steht in der serie bis heute aus. was als neuerung daherkam – der kommissar, der „familie“ hat und eine auf den ersten blick „weiblich“ konnotierte betroffenheit zeigt – erweist sich als das altbekannte, produkt und vermittler einer ideologie der täter.

Donnerstag, 2. Juni 2005

weil es neulich thema war

Auszüge aus dem Nachwort von Walter Benjamin, Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit (Suhrkamp)

„Der Faschismus versucht, die neu entstandenen proletarisierten Massen zu organisieren, ohne die Eigentumsverhältnisse, auf deren Beseitigung sie hindrängen, anzutasten. Er sieht sein Heil darin, die Massen zu ihrem Ausdruck (beileibe nicht zu ihrem Recht) kommen zu lassen. Die Massen haben ein Recht auf Veränderung der Eigentumsverhältnisse; der Faschismus sucht ihnen einen Ausdruck in deren Konservierung zu geben. Der Faschismus läuft folgerecht auf eine Ästhetisierung des politischen Lebens hinaus. (...)

Alle Bemühungen um die Ästhetisierung der Politik gipfeln in einem Punkt. Dieser eine Punkt ist der Krieg. Der Krieg, und nur der Krieg, macht es möglich, Massenbewegungen größten Maßstabs unter Wahrung der überkommenen Eigentumsverhältnisse ein Ziel zu geben. So formuliert sich der Tatbestand von der Politik her.

Von der Technik her formuliert er sich folgendermaßen: Nur der Krieg macht es möglich, die sämtlichen technischen Mittel der Gegenwart unter Wahrung der Eigentumsverhältnisse zu mobilisieren. Es ist selbstverständlich, daß die Apotheose des Krieges durch den Faschismus sich nicht dieser Argumente bedient.

(...) Die Ästhetik des heutigen Krieges (stellt sich) folgendermaßen dar: wird die natürliche Verwertung der Produktivkräfte durch die Eigentumsordnung hintangehalten, so drängt die Steigerung der technischen Behelfe, der Tempi, der Kraftquellen nach einer unnatürlichen. Sie findet sie im Kriege, der mit seinen Zerstörungen den Beweis dafür antritt, daß die Gesellschaft nicht reif genug war, sich die Technik zu ihrem Organ zu machen, dass die Technik nicht ausgebildet genug war, die gesellschaftlichen Elementarkräfte zu bewältigen.

Der imperialistische Krieg ist in seinen grauenhaftesten Zügen bestimmt durch die Diskrepanz zwischen den gewaltigen Produktionsmitteln und ihrer unzulänglichen Verwertung im Produktionsprozeß (mit anderen Worten, durch die Arbeitslosigkeit und den Mangel an Absatzmärkten). Der imperialistische Krieg ist ein Aufstand der Technik, die am „Menschenmaterial“ die Ansprüche eintreibt, denen die Gesellschaft ihr natürliches Material entzogen hat. Anstatt Flüsse zu kanalisieren, lenkt sie den Menschenstrom in das Bett ihrer Schützengräben, anstatt Saaten aus ihren Aeroplanen zu streuen, streut sie Brandbomben über die Städte hin, und im Gaskrieg hat sie ein Mittel gefunden, die Aura auf neue Art abzuschaffen.

„Fiat ars – pereat mundus“ sagt der Faschismus und erwartet die künstlerische Befriedigung der von der Technik veränderten Sinneswahrnehmung, wie Marinetti bekennt, vom Kriege. Das ist offenbar die Vollendung des l'art pour l'art. Die Menschheit, die einst bei Homer ein Schauobjekt für die Olympischen Götter war, ist es nun für sich selbst geworden. Ihre Selbstentfremdung hat jenen Grad erreicht, der sie ihre eigene Vernichtung als ästhetischen Genuß ersten Ranges erleben läßt. So steht es um die Ästhetisierung der Politik, welche der Faschismus betreibt. Der Kommunismus antwortet ihm mit der Politisierung der Kunst.

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