Montag, 24. September 2007

...

drei tage zu gast in der weißen stadt, die zwischen den felsen klebt wie thrombose (rot und weiß, blut und tränen). vom mönchsberg aus blickt man auf die palisade der kirchtürme. am kapuzinerberg wandern wir im wald die bastei entlang, alle paar hundert meter ein nicht einmal wehrturm zu nennender aussichtsposten, zwei ummauerte quadratmeter mit ausguck und holzdach, jeder davon offensichtlich bewohnt, matrazenlager, bierdosen, das gatter mit fahrradschlössern gesichert: wir freuen uns, wenigstens nützt die alte anlage noch jemandem. trotzdem bleibt das gefühl der beklemmung.

in der stadt tragen die frauen dirndl, die man "zeitgemäß" zu nennen verpflichtet ist. welche tracht in der region üblich war, lässt sich nicht erkennen, heute hält man es mit rosa und mintgrün, aber der rock hat eine anständige länge zu haben. die männer tragen den scheitel tief, dunkelgrüne janker zur dunkelblauen jeans, teure schuhe. bankwerbung: "natürlich ist ihre frau nicht zu jung für sie. aber bei einer trennung können sie ganz schön alt aussehen." das geld dünstet angst aus.

die kirche dünstet angst aus. zu füßen der festung, in den gassen dieser uralten stadt, lebt alles, was ich längst ausgestorben glaubte, und es hat mich im griff. selten habe ich mich beim bloßen herumgehen so fremd gefühlt, selten war das gebot, sich anzupassen, so stark. (dabei war ich bloß eine von vielen touristinnen.) genau so selten wie die gewissheit, dass ich nicht lange widerstehen würde: der barocke katholizismus heimelt mich an, und so ein dirndl ist doch auch wahnsinnig bequem! (schwarze seide müsste es sein, hochgeschlossen, besser noch barchent, das gesicht ungeschminkt und die haare unter einem schwarzen kopftuch verborgen. - eine völlig sinnlose provokation gegen menschen, die nicht zu provozieren sind.) aufatmen erst auf der ausfallstraße, wo die geschäfte verstaubte auslagen haben, wo die weinhäuser liegen und die türkenkinder spielen.

trotzig bietet diese stadt einem ihre größe an, an der man zum preis der eigenen auslöschung teilhaben dürfte: man kann sich dem nur entziehen. in wien, das mir, zurückgekehrt, räudig vorkommt wien nie, lässt es sich einfach verschwinden; abtauchen und wiederkommen. natürlich ist wien zehnmal so groß. und?

Samstag, 15. September 2007

neue liebe

sonnenschein

klar, dass die krankenkasse das nicht zahlt. ist ja irgendwie bio und öko und nicht pharma - aber nach einer stunde mit meiner neuen lieblingsdroge macht mir auch das nichts mehr aus. so erledigt, dass einem der besuch beim mobilfunkbetreiber die tränen in die augen treibt? der deutsche herbst im fernsehen, oh gott? die ganze wohnung verdreckt, weil man keine kraft zum aufräumen hat? alles kein problem, sie macht alles wieder gut.

dieser winter wird strahlend. willkommen zurück im leben.

Sonntag, 12. August 2007

in der nacht, in der nacht kamen diebe

viel schönes besingen die dichter am zusammenschlafen, ich auch, heute zum beispiel, dass man einander alle alpträume gleich nach dem gnädigen hochschrecken erzählen und außerdem des morgens mit berichten über die nächtlichen aktivitäten des andern erheitern kann.

nicht schön, sondern eher zum weinen fand ich nämlich, dass mir das hirn im traum nicht nur den österreichischen literaturfaun wendelin schmidt-dengler in begleitung von zwei revuegirls auf einer showbühne einspielte, sondern mir dann noch einen junky begegnen ließ, der sich im schneidersitz über den zebrastreifen zu quälen versuchte. seine schienbeine waren schwarzblutig und offen bis zum knochen, der kopf spitz, die ganze gestallt zerkrümmt und unauflöslich verknotet, was an sich schon deprimierend genug war. leider wurde mir dazu ein text vorgetragen, der jedem hochglanzboulevardjugendmagazin alle ehre gemacht hätte: "frank (32), status: am ende. in seinem gesicht wird langsam ein mädchen sichtbar, das immer verrückter wird. zumindest kann er seine schulden abstottern. vatertag." am morgen dann der gedanke, dass das vice-magazin eine bildergeschichte machen würde: junkies aus unterschiedlichen städten, new york, bratislava, taschkent, stockholm, shanghai. alle mit polaroid-foto und kurzportrait ("status: am limit"). (haben sie wahrscheinlich schon gemacht.)

viel lieber hörte ich da schon, was mir h. an einem anderen morgen erzählte - ich hätte ihn in der nacht geweckt und auch gleich energisch versucht, ihn wachzuhalten: "wachbleiben!" immer hilfreich der tipp, den ich nachschob: "nicht die augen zumachen." leider gelang es mir offenbar selber nicht ganz, denn ich murmelte noch: "zu spät..." und schlief wieder ein.

"ich hab mich gefragt, ob du dir vielleicht selber im schlaf witze erzählst", meinte der herr h. dazu, der kecke kerl.

liquid center

fließende inhalte in starren formen

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