Freitag, 9. September 2005

ginger muss tanzen

ich habe keine ahnung, wie andere leute ihre euphorien kanalisieren, aber ich bin jetzt wieder jeden dienstag im tanzstudio, denn ich liebe das tanzen und das ganze drumherum. mürrische dünne frauen mit langen haaren schleppen riesige sporttaschen, sie reden mit niemandem, wir vom anfängerkurs hingegen erkennen einander gleich am leicht eingeschüchterten blick und an der figur und begrüßen uns leise. das mädchen an der rezeption macht einen witz für die stammkundschaft. in der garderobe wird gedrängelt und der blickkontakt vermieden, ich stopfe mich in die turnhose vom tchibo und klemme mir die haare aus dem gesicht. dann: ein großer, leerer, gut gelüfteter raum, der auf bewegung wartet. das genaue gegenteil einer kraftkammer. perfekt.

der trainer ist gut gelaunt, er hat kein problem mit den anfängerinnen. hier gibt es nichts außer körper, musik und konzentration. lachen vielleicht noch, wenn wieder mal eine schrittfolge nicht gelingen will. und ja, ich mache die sit-ups, denn ich weiß, dass ich dann besser tanzen werde können. das sogenannte grenzen-überschreiten interessiert mich nicht sehr, ich wohne in einer millionenstadt, es wird mein leben nicht retten, wenn ich drei stunden laufen kann, warum soll ich es also tun? siebenunddreißig wiederholungen von ein- und derselben bewegung sind mir als ziel unverständlich. vierzig wiederholungen, damit die bewegung einmal perfekt ist, das ist es, was ich will. aber es ist auch gut zu schwitzen. stimmt schon.

die meisten leute lächeln ein wenig, wenn ich ihnen vom tanzen erzähle. sie wollen lieber eiserne männer werden oder einen gegner bezwingen. das verstehe ich dann wiederum nicht, denn muß man das nicht ohnehin jeden tag? ich träume nur von der richtigen musik und einer riesigen freien fläche. viele finden das peinlich.

wahrscheinlich ist den meisten die vorstellung unangenehm, dass jemand in musik hineinkippt und sich öffentlich austanzt. und es gibt wohl einen widerspruch zwischen dem aus-sich-herausgehen, ohne das das tanzen nicht funktioniert, und der disziplin, die dafür auch nötig ist. da fällt mir wieder der herr b. ein, der disziplinierteste mensch, den ich kenne, und der, einmal eingetanzt, nur durch lichtaufdrehen und sperrstunde wieder zu stoppen ist. wir haben uns mal überlegt, selber einen tanzkurs anzubieten. fünfzig leuten würden wir sehr viel geld abnehmen, sie dann vor uns aufbauen und sagen: here's what you do (kunstpause) - freak out! wir haben uns zerkugelt.

Donnerstag, 8. September 2005

didi und die posaunistin

messerschmidtvom tiefsten oberösterreich bis berlin-stadt, wo meine schwester überall liebe menschen hat, wurde heute dider hallervordens geburtstagsgala geschaut. denn sie war dabei, falls es wer gesehen hat: die hübsche blonde posaunistin in der zweiten reihe, that's her.

natürlich war sie viel zu selten im bild. aber der rest war zumindest interessant, überraschend aggressiv und sehr, sehr retro. ein sketch bestand nur darin, dass hallervorden aufs gröbste beschimpft wurde. helge schneider, der ein geburtstagsständchen brachte, wurde vom jubilar mit einer neuen version von katzeklo beglückt - der text lief darauf hinaus, dass katzeklo ein zeichen des allgemeinen kulturverfalls sei. die endlosen sexuellen witze, bei gleichzeitig völlig asexueller, um nicht zu sagen: antisexueller haltung - das konnte nicht mal nina hagen retten, und das will was heißen. betrunken sein bis zum kontrollverlust, probleme in der ehe, sexuelle versagensangst, ja, versagenspanik, keine fremdsprachen können und der bundestag, ein einziger zirkus, so sah dieser abend aus. das publikum war höflich gelangweilt bis verwundert. dass das alles mal jemand witzig gefunden hat ...?

ganz selten wurde sichtbar, was der hallervorden vielleicht gemeint haben mag, eigentlich: bei den ausschnitten mit den besten stunts zum beispiel. stürze, crashes, stolpern, die große sause der figur, die von den dingen zermahlen wird, das erinnerte mich an die keystone cops und an den slapstick der 20er jahre. aber es funktionierte wahrscheinlich schon damals nicht mehr, als die aufnahmen gemacht wurden. alte omas mit spitzenkragen, weiße leintücher auf der wäscheleine, das war auch in den 70ern schon lange nicht mehr wahr.

da ist mir martin flossmann eingefallen, der bis 1993 chef des wiener kabaretts simpl gewesen ist. er ist nach dem simpl nach berlin gegangen, wollte dort an die tradition des berliner kabaretts der zwischenkriegszeit anknüpfen und ist bitter gescheitert.

gescheitert ist wohl auch hallervorden, zumindest wenn man den artikeln glauben will, die zum geburtstag erschienen sind. die ganze qual der geduckten figur, das verzerrte gesicht, das von so viel gewalt erzählt, das will doch heute kein mensch mehr sehen. man hat das durchschaut, und es war doch eigentlich auch nie wirklich witzig. entlastung durch spiegelung sieht heute anders aus.

ab sonntag läuft die neue staffel stromberg.

p.s. schwesterchen, ich weiß, du liest mit: erzähl mal, wie es hinter der bühne war!

nachtsucht und -seligkeit

Nationale Kommission für die Rationalisierung der spanischen Tageseinteilung und ihre Angleichung an die der andern Länder Europas

Mittwoch, 7. September 2005

streeruwitz über salzburger festspiele

der perlentaucher nennt sie, sehr subtil, unvergleichlich. ich mag ihre politischen essays ja lieber als ihre literatur, und dieser text ist nach langer zeit wieder einmal streeruwitz in hochform: zynisch, wenig zwischentöne, so massiv, wie es sich gehört. wohltuend ärgerlich und kalt zugleich. mögen viele nicht. ich schon.

liquid center

fließende inhalte in starren formen

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