Donnerstag, 18. August 2005

michi hollerbeck

... hat ein neues buch geschrieben, die möglichkeit einer insel heißt es oder so, und im bücher magazin, der neuen post für die frau mit zweitbuch, hat herr houellebecq (denn um diesen handelt es sich) aus diesem anlass ein paar wortspenden abgegeben.

ich muss sagen, seit ich seine bücher nicht mehr lese, ist h. mir wieder sehr sympathisch. im ernst, er ist intelligent, witzig, ein wenig selbstverliebt vielleicht, aber vielleicht mag ich ihn auch nur, weil er so scheiße aussieht. auf dem foto in der besagten zeitschrift trägt er eine jean mit bundfalten - muss ich mehr sagen? es ist ihm offensichtlich egal, es macht ihm offenbar sogar spaß. das taugt mir irgendwie. das beste, was das 20. jahrhundert gebracht hat: der vertrieb. man kann unendlich lang diskutieren, ob das leben früher besser war. es ist aber zweifellos besser, heute zu konsumieren, als je zuvor. super organisiert. ich seh ihn richtiggehend grinsen.

als plattform erschienen ist, hat der verlag die jünger und -innen zu einer lesung mit dem autor in den rabenhof gerufen, und ich muss sagen, es war ein erlebnis. ich selbst habe aufgrund katholischer herkunft ja durchaus eine neigung zur gruppenhysterie, aber was da abging, war doch zuviel. die hornbrillendichte war überdurchschnittlich (natürlich trage ich auch so ein ding), und eine halbe stunde vor beginn war schon das ganze haus in heller aufregung. alles war nervös, als käme gleich der messias. ich weiß noch, dass mir im foyer eine frau gegenüber saß, die hektisch in elementarteilchen blätterte und, wenn man ihren aufzug berücksichtigt, offenbar wild entschlossen war, dem autor die freuden wiens persönlich näher zu bringen.

nach einer zweisprachigen lesung und einer pause, in der der autor dem alkohol zusprach (zum beweis, corporate identity und so, brachte er im zweiten teil die fast leere flasche mit auf die bühne), gab's fragestunde mit einem verlagsmenschen und dem publikum. blabla, was houellebecq halt immer gefragt wird, aber dann stand einer auf und sagte, mit eigentlich ganz fester stimme, aber hörbar aufgeregt, er kenne das auch, die lebensangst, die todesangst, die angst zu lieben, und ob h. vielleicht ein rezept dagegen habe.

das publikum wird unruhig.
das geht daneben, sage ich zur m. neben mir.
der verlagsmensch schlägt die beine übereinander.
die dolmetscherin beugt sich wieder zum autorenohr und flüstert.
plötzlich kommt in den h., der bis dahin auf alle fragen mit genuscheltem französisch geantwortet hatte, sowas wie leben. er richtet sich ein wenig auf und sagt auf englisch direkt ins publikum, dass er den frager leider wegen der beleuchtung nicht sehen könne, sucht dann noch eine antwort, die aber schon im allgemeinen gemurmel untergeht, der verlagsmensch fragt schnell, ob sonst noch jemand lebenshilfe wünsche, und h. verstummt schon wieder.

das ist jetzt dreieinhalb jahre her. damals war ich ganz beseelt von dem wunder, dass ein depressiver zeichen von interesse an einem anderen menschen zeigte. - nein, so böse meine ich es nicht. ich weiß noch, wie die stimmung im publikum sich verändert hatte, von der oben beschriebenen durchdreherei hin zu einer freundlichen sympathie für einen autor, der es vielleicht geschafft hat, sein leben irgendwie in den griff zu kriegen. das war gut.

ausweitung der kampfzone freilich hat mich einen monat lebenszeit gekostet, in der ich deprimiert durch die stadt schlich und mich sehr tragisch antriebslos fühlte. seither lese ich nur mehr bücher, die zumindest ein wenig licht und/oder leben haben. bei aller liebe -.

fusserosion

... M. B. sorgte mit seiner barfüßigen Überquerung der Alpen
bereits im Jahre 1989 international für Aufsehen. Er verglich dabei
die Zerstörung der Füße mit den bedrohlichen Erosionen in den Alpen
und vermittelte dieses erschreckende Bild in den Medien. Mit seinen
Berichten und Filmen aus Afrika hat Barfuss aber stets
veranschaulicht, dass eine Koexistenz zwischen Mensch und Natur
möglich ist ...

Mittwoch, 17. August 2005

ghost in the shell 2 kommt!

ghost_in_the_shell_front

es ist die teuerste cd, die ich habe: den soundtrack von ghost in the shell 1 habe ich mir in einem anfall von was-kost-die-welt aus japan importieren lassen, weil er anders nicht zu kriegen war. darauf ist ein einziger guter track, der titeltrack, aber trotzdem denke ich noch immer, dass es das absolut wert war: trommeln, ein chor, lange ausgehaltene töne, fast wie geschrei, der rhythmus gerade langsamer als der herzschlag, einfach fantastisch. ebenso langsam waren die bilder, lange fahrten über die verregnete stadt, kusanagis tauchgang, der finale kampf, in dem sie sich selbst zerstört, das war alles ebenso elegisch und hach. wenn mich jemand fragt, welche filme ich mag, dann weiß ich selten eine antwort, weil mir vieles gefällt und ich an allem was auszusetzen habe, aber ghost in the shell - den empfehle ich immer.

die geschichte mag ich jetzt nicht im detail erzählen, auch weil sowieso niemand sie kapiert, wenn er oder sie den film das erste mal sieht. genügen muss, dass major kusanagi, cyborg-polizistin, eine verschwörung in regierungskreisen aufdeckt und mit einer künstlichen intelligenz konfrontiert wird, die selbstbewußtsein erlangt hat und um politisches asyl ansucht.

und jetzt kommt also der zweite teil. beim fantasy-film-festival in deutschland läuft er schon, innocence heißt er und scheint sehr viel weniger interessant zu sein: eine künstliche frau ermordet ihren freier oder besitzer oder wie man da sagen muss, und diesmal ist es kusanagis kollege batou, der den fall lösen muss. abgesehen davon, dass mir der plot ein wenig abgeschmackt und billig vorkommt und sehr viel mehr als teil 1 den voyeurismus der kleinen buben bedient, scheint auch die geschichte mit der puppe, die außer kontrolle gerät, nicht so spannend. da ist das andere also wieder ausgelagert, ein fremdes, unheimliches wesen - im ersten teil war kusanagi noch im innersten zerrissen, weil sie wusste, dass sie selber künstlich ist und trotzdem denken und fühlen konnte. (das bedeutet jetzt sicher auch was, dass die geschichte so fortgesetzt wird. man schreibe mir eine diplomarbeit, damit ich es verstehe!)

wie gesagt, kusanagi hat sich schließlich selbst zerstört. wie es jetzt weitergeht, sehe ich mir an, sobald ich kann. ich rate jedenfalls dringend, in der zwischenzeit teil eins zu kaufen und sich mit dem videobeamer reinzuziehen. dreimal hintereinander mindestens.

Dienstag, 16. August 2005

das knielange rockerl

widrige witterungsverhältnisse verhinderten, was ich eigentlich vorhatte, nämlich die in berlin wie überall vorhandene, dort aber in überdurchschnittlicher dichte anzutreffende mode des knielangen rockerls über der schlabberhose zu dokumentieren. hin und wieder greife ich ja selbst zu dieser unheilvollen kombination, zumeist um das durchblitzen der unterhose durch das fadenscheinige baumwollgespinst taiwanesischer sweatshop-sommerhosen zu verhindern. niemals jedoch käme mir ein rock über eine jean, und auch in der musterung bin ich zurückhaltend, beziehungsweise und genauer gesagt geht muster gar nicht.

andere damen sehen das nicht so eng. gewagte schlieren, schnörkel und muster gemahnen an tapeten der 70er jahre, die farben spielen vom violett-psychedelischen über einfaches gagerlgrün mit gelb bis zum knalligen kirschrot der 50er. der schnitt des rockerls (das zumindest in wien ausschließlich im diminutiv zu bezeichnen ist) muss figurbetont, darf aber nicht eng sein, also weder glockig noch stretchig. der rock darf nicht über's knie fallen, aber auch nicht höher als eine handbreit über dem knie enden. die hose darunter ist uni zu halten.

auf dem kopf trägt die dame, wenn es ganz dicke kommt, ein kopftuch (im nacken zu binden). wenn sie die haare gewaschen hat, schnürt sie sich vielleicht einen pinsel auf den hinterkopf, was gut geht, weil die haare halblang sind. das ist praktisch und doch weiblich. hat die frau ein kind, verzichtet sie auf die hose unter dem rock (noch weiblicher), dafür trägt sie an den füßen camper oder flip-flops und schiebt einen kinderwagen. sie ist dezent geschminkt und lächelt viel. sehr viel. an ihrer seite hat sie einen herrn mit schmalz in den haaren, der viel redet, aber das macht nichts. sie hat schon eine leise ahnung davon, dass sie nicht alles im leben haben kann, glaubt aber, dass man mit freundlichkeit und anpassung weiter kommt als es auf den ersten blick scheinen mag. sie will sich bewegen können, hence die hose, aber beim hinsetzen muss sie wegen des rockerls die beine übereinander schlagen.

rocklänge und besonders kopftuch kennt sie von früher. beides erinnert sie an die frauen daheim, an weibliche arbeit und an die schürze der mutter, aber das weiß sie zumeist nicht. die wilden muster und der schundige stoff sind die zugeständnisse an die gegenwart, mit denen sich das alte maskiert. von den lügen der mode ist dies eine der bittersten: das versprechen, sich vor der entscheidung drücken und trotzdem frau sein zu können.

hybride

yearrat

daniel lee, manimals
(1960, year of the rat)

eines seiner bilder ist das plakatsujet für die diesjährige ars electronica. wo ich hinwill.

liquid center

fließende inhalte in starren formen

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Suche

 

Aktuelle Beiträge

:D Achja, das kenn ich...
:D Achja, das kenn ich nur zu gut, wenn meine Katze...
jaybird90 (Gast) - 27. Aug, 14:27
Das stimmt, ein echtes...
Das stimmt, ein echtes Sommerkind hat immer den schönsten...
Sonjalein (Gast) - 27. Aug, 14:18
erleichtert
Gerade erst bin ich zufällig auf diesen Blog gestoßen....
lovelyboje - 14. Aug, 14:54
vielen dank für die guten...
vielen dank für die guten wünsche!
gingerbox - 27. Jun, 18:22
Hey, cool! Herzlichen...
Hey, cool! Herzlichen Glückwunsch und alles Gute allen!
kid37 - 23. Jun, 22:05

Status

Online seit 7534 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 27. Aug, 14:27

Credits


... aus der steckdose
all about angst
dreckige götter
fluessig lesen
geschmeidige konversation
mengenlehre
metabloggen
neigungsgruppe nachdenken
praeformationen
random acts of happiness
seelenkiller-sounds
ueberschreitungen
weltbild plus
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren