Samstag, 14. Januar 2006

die blumentopffrage nach bruno jonas

die antwort lautet: do dadiat a da. do dadiat a da a. und do dad a da a dadian.
aber wie heißt die frage?

rire

Eigentlich sind Ortstafeln doch nur für Fremde wichtig, der Einwohner weiß ja, wie der Ort seines Unglücklichseins heißt.
Richard Reichensperger, Einträge in ein Jahresalphabet 2001

klein von wuchs war reichensperger, auch das schreibt elfriede jelinek in ihrem nachruf: Ich glaube, man kann sagen, dass dieses Die Dinge Aufheben aus Geschriebenem, aber auch aus der Wirklichkeit, in seinem, Richards Körperbehältnis eben nicht festgehalten worden ist, aber auch nicht verschenkt wurde, indem er darüber geschrieben hat, darüber schreiben musste. Dieser grazile Mann, ja, so bleibt er mir in Erinnerung: das Haar und die grazilen raschen Bewegungen (auch im Kopf) hat um dieses Aufheben der Dinge und Menschen, die er analysiert hat, kein Aufhebens gemacht. und hermes phettberg schreibt, dass sie essen gingen, in die Autobahnraststätte meistens hinter der Oper, vis à vis von dem Hinterausgang des Sacher, zum Rosenberger hinunter. Wo Richard sich das kleinste Tellerchen mit dem kleinsten Essen nahm. Und es war so, wie bei meiner Mama, wie ich mit der durch Wien ging, wenn sie mich aus Unternalb besuchte, und Geld brachte, und Essen. Ein so ein Koloss, wie ein Uhu, der übergroß neben seinen Eltern im Nest hockt und alles ihnen wegfrisst.

und ein kleines buch haben sie ihm gemacht, weil er 45 geworden wäre am 30. jänner, aber gestorben ist 2004 und aber schon vorher mit ihm über ein buch nachgedacht worden war und er zumindest klare vorstellungen gehabt hatte, dass er ein taschenbuch wollte, weil schmuddeliger, billiger zu produzieren. und so wurde es vollgeräumt, 230 seiten um 14 euro, in den schriften des standard, für den er geschrieben hat, die schriftgröße, wenn mich mein augenmaß nicht täuscht, sogar noch einen halben punkt kleiner als in der tageszeitung. winzigste worte (gefügt zu schwarzen blöcken), die fast über die ränder hinausfallen, und kaum ein artikel bekommt ein eigenes blatt für sich, nur text, überschrift, nächster text, nächste überschrift, nächster text, und immer so fort. und weit hinein in den bund, so dass man dem buch den rücken brechen muss, um es richtig lesen zu können, um es aufschlagen zu können, aufgeschlagen ist er auch, haha, wie witzig, und daran gestorben, und wahrscheinlich war er auch ein wenig so, atemlos, dicht, die nachrufe deuten es an, wahrscheinlich ist das buch ganz richtig so, ja.

was hier jetzt wieder erschienen ist, sind journalistische arbeiten in der kürze, für die der standard als österreichische zeitung eben platz lässt, und einiges offenbar schnell geschrieben. egal. hier lässt sich auch nachträglich kein staatstragender essayist konstruieren, dafür hat er sich wohl auch zu wenig für sich selbst interessiert. es war trotzdem immer mehr an seinen texten als das erste, offensichtliche, mehr als ein bloßes thema. auf eine andere weise er selbst wahrscheinlich, und das lohnte und lohnt zu lesen. viel respekt und ein wildes, klares denken am werk. alleinsein.

als er schon im krankenhaus war, hat ilse aichinger ihm einen herzzerreißenden text geschrieben. und als er tot war, dachte ich einmal, ich hätte ihn um die ecke biegen sehen in wien, aber das war ja nicht möglich.

und sie, herr phettberg? Letzten Endes, da er jetzt gestorben ist, weiß ich de facto nur, dass ihm die Topfengolatschen von Ankerbrot ganz fürchterlich zu trocken waren. Das war das einzige mal, dass Richard etwas durchscheinen ließ. (…) Aber eigentlich las er bücher. Die er sich alle merkte. In ihren Details. Ich kann überhaupt keine Bücher mehr lesen. Kein Theater mehr anschauen. Und er las jeden Tag Bücher, und redete darüber nicht. Und ließ mich von den Straßenkreuzungen, an denen ich saß, tagelang reden. Ilse Aichinger dürfte ähnlich stur sein wie er. Als sie erfuhr, dass er gestorben war, kam sie aus Berlin ins Wiener AKH geflogen, in die Pathologie und begehrte seine Leiche zu sehen. Woran unsereiner nicht zu denken wagt, von amtlicher Seite so was zu wünschen, und ihre Energie erreichte, was wir uns nicht einmal zu denken wagten. Von der Art sind diese radikalen Leute, wo die Quellen entspringen.

liquid center

fließende inhalte in starren formen

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