Montag, 31. Oktober 2005

a life less ordinary

eigentlich hätte ich ja dazwischen noch nach paris fahren sollen, schon aus prinzip (file under: vollständigkeitswahn), aber statt dessen wurds in der tour de most expensive cities nach frankfurt gleich london, wo ich mit m. unsere vom leben aus aller welt (mexiko, australien, cambridge) zusammengesammelten freundInnen besuchte und nebenbei eine enorme menge geld für ein flauschiges fell, banalitäten wie nahrung und zigaretten sowie für perfekte schwarze stöckler ausgegeben habe. aber, wie charlie immer sagt: whatever. es war jeden copperpenny wert!

mag auch an der enorm erotisierten atmosphäre liegen, die ich wie erwartet vorgefunden habe. usch, eben erst schockierende 25 und noch immer die reifste von uns allen, eine quirlige, quatschige und völlig unsentimentale intelligenzbestie, die bereits den weg ins erwerbsleben beschritten hat und nun, wie wir alle, genau nichts aus ihrer bildung machen kann, weil genau niemand darauf gewartet hat, verwandelt das kultivierteste gespräch binnen sekunden in ein wirtshausgeschnatter voller derber anspielungen, gekicher und roter ohren. sie und charlie sind das beste gespann auf erden, ein duo, das sich auf zuruf versteht und für einander durchs feuer gehen würde. dass er 16 jahre älter und sie mit sheila zusammen ist? dass ihre eltern einen haufen geld haben und er keins? egal, die beiden haben sich gefunden, und dass ich einmal für eine kurze zeit irgendwie dazu gehört habe und jetzt hin und wieder vorbeischauen und mitmischen darf, ist schön – auch wenn ich oft nur die hälfte verstehe, weil die andere hälfte in charlies breitem cockney abgewickelt wird. charlie wiederum ist aus meiner galerie verhinderter zigarette-danach-kumpane wohl der notorischste, und die geschichten, wie wir wieder einmal nichts miteinander hatten, werden noch viele bibliotheken füllen, aber dass wir darüber witzchen machen könnten, so weit sind wir noch nicht, was ja zumindest noch auf irgendwelche entwicklungen hoffen lässt.

weniger lustig: the nubia-situation. sie ist vor jahren weg aus mexiko nach paris, dann nach london, hat hier vor ein paar monaten einen dem augenschein nach eher spröden herren aus manchester kennengelernt und ihn vor einer woche geheiratet. dass wir bei ihnen übernachten? kein problem, flitterwochen gibts später, dafür jetzt kein ausgehen mit uns gästinnen, sondern fein daheimbleiben und fernschaun, während wir durch die stadt ziehen. das ist mir damals in mexiko schon aufgefallen, erzählt mir m. dann beim pannino am spitalfields market, dass nubia eine ganz andere wahrnehmung hat als ich. wenn wir gemeinsam etwas erlebt haben und sie später davon erzählt hat, habe ich die geschichte oft nicht wiedererkannt. und das hieß diesmal: wer weiß, wie es ihr wirklich geht? natürlich wurde viel gelacht, gekocht und erzählt. que buena persona es el. funcionamos bien como pareja. aber sie hat offensichtlich heimweh, vermisst ihre familie und hat sich jetzt mit der ehe in eine schwierige lage gebracht. und passt das wirklich mit dem mann? gerade mal zum essen hat er sich zu uns gesetzt, sagt m. aber was bedeutet das schon? männer sind oft nicht sehr herzlich, wenn sie jemanden nicht kennen. schwer zu sagen, wie er zu ihr ist, wenn sie allein sind. wir sehen uns an und schütteln die köpfe. der wird nie spanisch lernen, sagt m., und damit ist alles gesagt.

wenige minuten später kommt m. mit dem kellner ins gespräch. er sei aus ecuador, erzählt er, und noch nicht lang in london. wie lang denn?, fragt m. naja, sechs jahre. wir sind beeindruckt, aber er sagt: das ist doch nicht lang, andere leben sein 20, 30 jahren hier. er war in den USA, aber dann ist er nach europa gekommen. und ist ihre familie auch hier? nein, die leben noch in amerika, die meisten in den staaten (estados unidos), ein paar alte noch in ecuador. die frau, der sohn: alle drüben. wow, das ist hart, sagt m., und auf lateinamerikanisch muss man das laut sagen und fast lachend und mit sehr viel betonung, denn das bedeutet, dass man den anderen respektiert und weiß, dass man die weiße europäerin mit spending money auf urlaub ist und der andere ein anderes leben lebt und dieses leben meistert.

was noch? ach ja, jeff wall: this picture has been created from 57 different shots. ich seh es nicht, für mich sind es einfach fotos. da kommt's auf jedes blatt an, sagt m., jeder winkel ist gestaltet. ich steh nur blöd davor und fühle mich verarscht. die bilder sind sehr gut, keine frage, aber was ist das mit diesem extremen kunstwollen? ist das wichtig, dass er extra eine wohnung gemietet und eine frau bezahlt hat, damit sie die wohnung einrichtet und darin wohnt, damit dann dieses foto herauskommt? was, in dreiteufels namen, soll mir das sagen? auch ist mein interesse für vor-sich-hin-stierende menschen in schmutzigen küchen unter neonlicht langsam erschöpft. freilich kann ich sagen, dass ich dank der lightboxes, auf die die bilder montiert waren, noch nie zuvor in so guter beleuchtung deprimiert worden bin. vermutlich did the stupid begleitinfo a lot of the damage und könnte man das alles auch etwas schlauer erklären. aber schön ist auch das älterwerden, da kann man auch mal sagen: das ist mir jetzt aber mal wirklich herzlich egal, scheiße aber auch!

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