zu viele geschichten von sex und tod
vor zwei, drei jahren habe ich mich auch aus dem grund von der aktuellen deutschsprachigen literatur weitgehend verabschiedet, weil mir darin zu oft hintereinander völlig belanglose sexszenen untergekommen sind. jedes buch aufs neue versuchte mich mit roten bäckchen und betont beläufiger miene davon zu überzeugen, dass das thema doch ganz, ganz alltäglich ist und deshalb endlich das große wagnis eingegangen werden müsse, es auch im jeweils zur diskussion stehenden machwerk zur darstellung zu bringen. behold the stream of consciousness! bloß keine gedankenstriche, absätze oder gar leerzeilen einfügen, wenn man doch haarklein ausmalen kann, wie der tag weitergegangen ist, nachdem nele und sascha die tür hinter sich zugezogen haben. mit anderen worten, es war überaus fad und egal oder kurz: schlecht geschrieben.
ich landete bei älteren, politischeren büchern, und hier tat sich nun ein neues problem auf, denn wenn der mensch nicht tschinaggelt, geht er oft recht unfreundlich mit dem nebenmenschen um. er jagt ihn, er sperrt ihn ein, bedroht ihn, quält ihn auf alle erdenklichen arten, schießt ihn tot, hängt ihn auf, schlägt ihm den kopf ab - es ist ein graus und eine qual, und als ich heute in ivo andrics "die brücke über die drina" (EA 1945, meine ausgabe 2011 bei zsolnay) kaum auf seite 64 von knapp 500 schon lesen musste, wie ein mensch gepfählt wird, klappte ich das buch erschrocken zu.
ich weiß den namen der figur nicht mehr, aber ich weiß noch ganz genau, wie sie in manes sperbers "wie eine träne im ozean" zum ersten mal den galgen sieht, an dem sie in wenigen minuten sterben wird. oder wie in hans falladas "jeder stirbt für sich allein" der otto quangel guillotiniert wird. oder - keine literatur, sondern bühnenkunst vom ostersonntag in wien - die hinrichtungsszene am ende von francis poulencs "dialoge der karmeliterinnen", ein endloses gemetzel, an dem man wenigstens nicht auch noch durch lesen aktiv mitwirken muss, sondern das zum glück irgendwann von selbst endet.
mit anderen worten, langsam komme ich in eine schwierige lage. welche großen gefühle bleiben mir noch, wenn sex und tod so schwer zu ertragen sind? führt mich mein weg langsam aber sicher zu beißer und pralinenschachtel?
und dann?
ich landete bei älteren, politischeren büchern, und hier tat sich nun ein neues problem auf, denn wenn der mensch nicht tschinaggelt, geht er oft recht unfreundlich mit dem nebenmenschen um. er jagt ihn, er sperrt ihn ein, bedroht ihn, quält ihn auf alle erdenklichen arten, schießt ihn tot, hängt ihn auf, schlägt ihm den kopf ab - es ist ein graus und eine qual, und als ich heute in ivo andrics "die brücke über die drina" (EA 1945, meine ausgabe 2011 bei zsolnay) kaum auf seite 64 von knapp 500 schon lesen musste, wie ein mensch gepfählt wird, klappte ich das buch erschrocken zu.
ich weiß den namen der figur nicht mehr, aber ich weiß noch ganz genau, wie sie in manes sperbers "wie eine träne im ozean" zum ersten mal den galgen sieht, an dem sie in wenigen minuten sterben wird. oder wie in hans falladas "jeder stirbt für sich allein" der otto quangel guillotiniert wird. oder - keine literatur, sondern bühnenkunst vom ostersonntag in wien - die hinrichtungsszene am ende von francis poulencs "dialoge der karmeliterinnen", ein endloses gemetzel, an dem man wenigstens nicht auch noch durch lesen aktiv mitwirken muss, sondern das zum glück irgendwann von selbst endet.
mit anderen worten, langsam komme ich in eine schwierige lage. welche großen gefühle bleiben mir noch, wenn sex und tod so schwer zu ertragen sind? führt mich mein weg langsam aber sicher zu beißer und pralinenschachtel?
und dann?
gingerbox - 27. Apr, 20:16
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