...
drei tage zu gast in der weißen stadt, die zwischen den felsen klebt wie thrombose (rot und weiß, blut und tränen). vom mönchsberg aus blickt man auf die palisade der kirchtürme. am kapuzinerberg wandern wir im wald die bastei entlang, alle paar hundert meter ein nicht einmal wehrturm zu nennender aussichtsposten, zwei ummauerte quadratmeter mit ausguck und holzdach, jeder davon offensichtlich bewohnt, matrazenlager, bierdosen, das gatter mit fahrradschlössern gesichert: wir freuen uns, wenigstens nützt die alte anlage noch jemandem. trotzdem bleibt das gefühl der beklemmung.
in der stadt tragen die frauen dirndl, die man "zeitgemäß" zu nennen verpflichtet ist. welche tracht in der region üblich war, lässt sich nicht erkennen, heute hält man es mit rosa und mintgrün, aber der rock hat eine anständige länge zu haben. die männer tragen den scheitel tief, dunkelgrüne janker zur dunkelblauen jeans, teure schuhe. bankwerbung: "natürlich ist ihre frau nicht zu jung für sie. aber bei einer trennung können sie ganz schön alt aussehen." das geld dünstet angst aus.
die kirche dünstet angst aus. zu füßen der festung, in den gassen dieser uralten stadt, lebt alles, was ich längst ausgestorben glaubte, und es hat mich im griff. selten habe ich mich beim bloßen herumgehen so fremd gefühlt, selten war das gebot, sich anzupassen, so stark. (dabei war ich bloß eine von vielen touristinnen.) genau so selten wie die gewissheit, dass ich nicht lange widerstehen würde: der barocke katholizismus heimelt mich an, und so ein dirndl ist doch auch wahnsinnig bequem! (schwarze seide müsste es sein, hochgeschlossen, besser noch barchent, das gesicht ungeschminkt und die haare unter einem schwarzen kopftuch verborgen. - eine völlig sinnlose provokation gegen menschen, die nicht zu provozieren sind.) aufatmen erst auf der ausfallstraße, wo die geschäfte verstaubte auslagen haben, wo die weinhäuser liegen und die türkenkinder spielen.
trotzig bietet diese stadt einem ihre größe an, an der man zum preis der eigenen auslöschung teilhaben dürfte: man kann sich dem nur entziehen. in wien, das mir, zurückgekehrt, räudig vorkommt wien nie, lässt es sich einfach verschwinden; abtauchen und wiederkommen. natürlich ist wien zehnmal so groß. und?
in der stadt tragen die frauen dirndl, die man "zeitgemäß" zu nennen verpflichtet ist. welche tracht in der region üblich war, lässt sich nicht erkennen, heute hält man es mit rosa und mintgrün, aber der rock hat eine anständige länge zu haben. die männer tragen den scheitel tief, dunkelgrüne janker zur dunkelblauen jeans, teure schuhe. bankwerbung: "natürlich ist ihre frau nicht zu jung für sie. aber bei einer trennung können sie ganz schön alt aussehen." das geld dünstet angst aus.
die kirche dünstet angst aus. zu füßen der festung, in den gassen dieser uralten stadt, lebt alles, was ich längst ausgestorben glaubte, und es hat mich im griff. selten habe ich mich beim bloßen herumgehen so fremd gefühlt, selten war das gebot, sich anzupassen, so stark. (dabei war ich bloß eine von vielen touristinnen.) genau so selten wie die gewissheit, dass ich nicht lange widerstehen würde: der barocke katholizismus heimelt mich an, und so ein dirndl ist doch auch wahnsinnig bequem! (schwarze seide müsste es sein, hochgeschlossen, besser noch barchent, das gesicht ungeschminkt und die haare unter einem schwarzen kopftuch verborgen. - eine völlig sinnlose provokation gegen menschen, die nicht zu provozieren sind.) aufatmen erst auf der ausfallstraße, wo die geschäfte verstaubte auslagen haben, wo die weinhäuser liegen und die türkenkinder spielen.
trotzig bietet diese stadt einem ihre größe an, an der man zum preis der eigenen auslöschung teilhaben dürfte: man kann sich dem nur entziehen. in wien, das mir, zurückgekehrt, räudig vorkommt wien nie, lässt es sich einfach verschwinden; abtauchen und wiederkommen. natürlich ist wien zehnmal so groß. und?
gingerbox - 24. Sep, 22:49
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