ich hab heimweh
ich vermisse die tiere, im sommer besonders. bloße existenz, die mir um die beine tanzt, bezogenheit auf mein füttern, mein streicheln, auf funktionen der gnade. dabei will ich gar nicht irgendjemandes gott sein. nur erinnert werden will ich daran, dass ich lebe und atme, ganz von allein. dass in allen kreaturen ein herz schlägt, verdammt.
(im gefrierfach liegt ein plastikcontainer mit foliendeckel, darin kullern die hühnerherzen, mein lieblingsessen zur zeit, mit wildreis und rosmarin, das billigste essen, 1 euro 30 für zwanzig herzen.)
erinnerung, in der wiese zu liegen, mit dem gras zu verwachsen. die kindheit vor büchern, aber die jugend im wald, auf den bäumen, zwischen den feldern, allein. (der seltene gang zu den hasenställen, die hockten darin und konnten sich kaum umdrehen.)
der stadl, die tenne, die alten emailtöpfe und angelaufenen gabeln, die plastikkübel, das werkzeug. die werkstatt, der gestampfte boden, schrauben und nägel und öldosen. unter dem dach die fetzen von früher, mieder und mäntel, alte kästen voll stoffbahnen und schulheften, spinnweben und staub. holzleitern mit fehlenden sprossen, ein tischtennistisch. das schwarze holz auf der westseite, das ruhige geräusch der ölpumpe. hollunder und vogelbeeren, ribisel und salatköpfe.
und es war alles nicht wahr.
all diese dinge haben geschwiegen. sie blieben mir fremd, ich kannte sie nicht, sie gehörten nicht mir. aber ein mensch braucht ein paar dinge, die er benutzen darf und auch behalten.
die sommerkleider tragen sich langsam ab, man schlüpft rein, man schlüpft raus, jahr für jahr, das tut gut. tiere würden bleiben und sterben, auch das wäre richtig.
(ogott, heut abend bin ich: SIBYLLE BERG!)
(im gefrierfach liegt ein plastikcontainer mit foliendeckel, darin kullern die hühnerherzen, mein lieblingsessen zur zeit, mit wildreis und rosmarin, das billigste essen, 1 euro 30 für zwanzig herzen.)
erinnerung, in der wiese zu liegen, mit dem gras zu verwachsen. die kindheit vor büchern, aber die jugend im wald, auf den bäumen, zwischen den feldern, allein. (der seltene gang zu den hasenställen, die hockten darin und konnten sich kaum umdrehen.)
der stadl, die tenne, die alten emailtöpfe und angelaufenen gabeln, die plastikkübel, das werkzeug. die werkstatt, der gestampfte boden, schrauben und nägel und öldosen. unter dem dach die fetzen von früher, mieder und mäntel, alte kästen voll stoffbahnen und schulheften, spinnweben und staub. holzleitern mit fehlenden sprossen, ein tischtennistisch. das schwarze holz auf der westseite, das ruhige geräusch der ölpumpe. hollunder und vogelbeeren, ribisel und salatköpfe.
und es war alles nicht wahr.
all diese dinge haben geschwiegen. sie blieben mir fremd, ich kannte sie nicht, sie gehörten nicht mir. aber ein mensch braucht ein paar dinge, die er benutzen darf und auch behalten.
die sommerkleider tragen sich langsam ab, man schlüpft rein, man schlüpft raus, jahr für jahr, das tut gut. tiere würden bleiben und sterben, auch das wäre richtig.
(ogott, heut abend bin ich: SIBYLLE BERG!)
gingerbox - 14. Jul, 22:57
2 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
bell7 - 17. Jul, 10:16
bäh hühnerherz.
fahr dorthin, sibylle: http://frienerhof.at/
dort kannst streicheln, plantschen, wandern, schlafen, hawern, hühnern die herzen herausreissen wenn niemand hinschaut, unterm bam liegen, alle abbusseln, mitm gras verwaxen, sommerkleid tragen, sogar aufn gletscher raufkraxeln, biobier zuzeln und alles ist wahr. doppelzimmer hams auch
fahr dorthin, sibylle: http://frienerhof.at/
dort kannst streicheln, plantschen, wandern, schlafen, hawern, hühnern die herzen herausreissen wenn niemand hinschaut, unterm bam liegen, alle abbusseln, mitm gras verwaxen, sommerkleid tragen, sogar aufn gletscher raufkraxeln, biobier zuzeln und alles ist wahr. doppelzimmer hams auch
yvonne erber - 23. Jul, 13:22
einige parallelerscheinungen zu ihrem heimweh:
1. kühe:
unlängst hörte ich glocken läuten
im wald, gleich bei einem see.
sehr unerwartet.
um die leitkuh 5, 6 andere.
einige standen, einige lagen.
alle verbargen sich mehr oder minder hinter dem losen gebüsch.
ich versuchte die vorderste zu streicheln.
sie erwartete futter aus meiner hand.
es gab aber keines.
daher war jede streichelbewegung wie eine lästige fliege.
als antwort ein kleines boxen.
die liegenden kühe empfingen mich mit ignoranz.
auch mit unwilligen boxschlägen.
nur eine hielt kurz still.
die „gnade“ kam aus der distanz.
das, was ich erwartete hatte, eine minute oder mehr diesen mächtigen milchträchtigen leib an mir, mich daran reiben, meine brüste in diesem kuhgekeuch, rauhe kuhzunge auf meiner hand und dieses rückzugsspielchen, damit sie mich nicht beisst, kam nicht zustande.
2. hühnerherzen:
sind wie andere herzen tabu.
sind ja auch „Premium-Ergänzungsfutter für Katzenkinder“!
denken sie auch deren herzen?
würden sie auch kullernde katzenherzen – oder gar kätzchenherzen, mit wildreis und rosmarin zubereitet, als ihr lieblingsessen betrachten können?
ziegen- oder schafsherzen?
zickleinherzen?
hundeherzen?
haben sie schon einmal ein huhn an ihrer brust gehalten, zutraulichkeit erworben, das herzchen schlagen gespürt?
ich war immer gern bei den hühnern.
auch bei den küken, wenn sie piepsend unter der rotlampe in einer großen schachtel aufwuchsen.
ich war gern bei den schweinen.
es beglückte mich, wenn ich in den stall treten konnte, ohne dass sie gleich vor angst aufschreckten.
oft sass ich zwischen der muttersau und den ferkeln und achtete darauf, dass die säugerei gerecht von statten ging.
oder ich drückte die lieblich stampelnden und quietschenden ferkelchen der reihe nach an meine brust.
3.hasen:
unser hasenstall befand sich im presshaus.
der liebste hase, ein grosser weisser, liess sich gern streicheln, auch herausnehmen und herumtragen.
ich hätte ihn gern in meinem zimmern bzw. in meinem bett gehabt.
ging nicht, war verboten.
aber heimlich lag schon ab und zu eine der vielen katzen in der nacht auf meinem bauch.
ein schönes einschlafen war das, noch dazu, wenn sie meine hände und mein gesicht immer wieder schnurrend abgeleckt hat.
4. garten:
den nenn ich immer noch mein paradies, obwohl er nicht mehr existiert.
anstelle der wild wuchernden gräser und blumen ein rasen!
und darauf ein fertigteilhaus castella!
der name sagt alles.
nie wurde der ganze garten gemäht, sondern täglich am abend ein kleines stück.
immer blieb ein grosses zurück, mein versteck.
ich lag da lesend, träumend, masturbierend, meine zukunft aufblätternd.
ganz mit der haut der erde verbunden, fasste ich den himmel ins auge.
und der belohnte mich immer mit schönheit, gewalt und unendlichkeit.
5. mieder und mäntel:
mäntel gab es in hülle und fülle bei uns, in den verschiedensten reinheits- und verschmutzungszuständen.
den melkmantel meiner mutter zum beispiel.
den leichten knöpfmantel meiner grossmutter.
den schwarzen mantel meines vaters, den mit den grossen schwarzen knöpfen.
den sonntagsmantel meines grossvaters.
das einzige mieder habe ich in einer truhe am dachboden gefunden.
gelblich, fleckig und staubig.
dort lag es mit anderer gelblicher, fleckiger und staubiger unterwäsche.
ich reinigte nichts.
ich probierte es immer wieder an, in verschiedenen altern.
es passte mir bald nicht mehr, wenn ich es fest schnürte, so eng war das mieder.
es gab dort oben auch einen verblichenen spiegel.
ich konnte lange zeit in diesem halblicht vor diesem halbblinden spiegel stehen, nackt, mich drehen und wenden und mich dann in dieses grossmütterliche mieder zwängen.
ich war nicht sie, sondern ich, ganz ich, in einem undefinierbaren alter.
so wollte ich damals vor die ganze ortsgemeinde treten.
jeder sollte sehen, dass ich ein wunderschönes mädchen war.
und dass ich mich einen dreck um die böse nachrede scherte.
ich tat das nicht.
ich begnügte mich mit dem glanz, der mich jedesmal vor diesem spiegel am dachboden umgab.
im widerspruch zu ihnen haben die tiere und dinge nicht geschwiegen.
sie schweigen auch jetzt nicht.
liebe grüsse
MARIASPILUTTINI
unlängst hörte ich glocken läuten
im wald, gleich bei einem see.
sehr unerwartet.
um die leitkuh 5, 6 andere.
einige standen, einige lagen.
alle verbargen sich mehr oder minder hinter dem losen gebüsch.
ich versuchte die vorderste zu streicheln.
sie erwartete futter aus meiner hand.
es gab aber keines.
daher war jede streichelbewegung wie eine lästige fliege.
als antwort ein kleines boxen.
die liegenden kühe empfingen mich mit ignoranz.
auch mit unwilligen boxschlägen.
nur eine hielt kurz still.
die „gnade“ kam aus der distanz.
das, was ich erwartete hatte, eine minute oder mehr diesen mächtigen milchträchtigen leib an mir, mich daran reiben, meine brüste in diesem kuhgekeuch, rauhe kuhzunge auf meiner hand und dieses rückzugsspielchen, damit sie mich nicht beisst, kam nicht zustande.
2. hühnerherzen:
sind wie andere herzen tabu.
sind ja auch „Premium-Ergänzungsfutter für Katzenkinder“!
denken sie auch deren herzen?
würden sie auch kullernde katzenherzen – oder gar kätzchenherzen, mit wildreis und rosmarin zubereitet, als ihr lieblingsessen betrachten können?
ziegen- oder schafsherzen?
zickleinherzen?
hundeherzen?
haben sie schon einmal ein huhn an ihrer brust gehalten, zutraulichkeit erworben, das herzchen schlagen gespürt?
ich war immer gern bei den hühnern.
auch bei den küken, wenn sie piepsend unter der rotlampe in einer großen schachtel aufwuchsen.
ich war gern bei den schweinen.
es beglückte mich, wenn ich in den stall treten konnte, ohne dass sie gleich vor angst aufschreckten.
oft sass ich zwischen der muttersau und den ferkeln und achtete darauf, dass die säugerei gerecht von statten ging.
oder ich drückte die lieblich stampelnden und quietschenden ferkelchen der reihe nach an meine brust.
3.hasen:
unser hasenstall befand sich im presshaus.
der liebste hase, ein grosser weisser, liess sich gern streicheln, auch herausnehmen und herumtragen.
ich hätte ihn gern in meinem zimmern bzw. in meinem bett gehabt.
ging nicht, war verboten.
aber heimlich lag schon ab und zu eine der vielen katzen in der nacht auf meinem bauch.
ein schönes einschlafen war das, noch dazu, wenn sie meine hände und mein gesicht immer wieder schnurrend abgeleckt hat.
4. garten:
den nenn ich immer noch mein paradies, obwohl er nicht mehr existiert.
anstelle der wild wuchernden gräser und blumen ein rasen!
und darauf ein fertigteilhaus castella!
der name sagt alles.
nie wurde der ganze garten gemäht, sondern täglich am abend ein kleines stück.
immer blieb ein grosses zurück, mein versteck.
ich lag da lesend, träumend, masturbierend, meine zukunft aufblätternd.
ganz mit der haut der erde verbunden, fasste ich den himmel ins auge.
und der belohnte mich immer mit schönheit, gewalt und unendlichkeit.
5. mieder und mäntel:
mäntel gab es in hülle und fülle bei uns, in den verschiedensten reinheits- und verschmutzungszuständen.
den melkmantel meiner mutter zum beispiel.
den leichten knöpfmantel meiner grossmutter.
den schwarzen mantel meines vaters, den mit den grossen schwarzen knöpfen.
den sonntagsmantel meines grossvaters.
das einzige mieder habe ich in einer truhe am dachboden gefunden.
gelblich, fleckig und staubig.
dort lag es mit anderer gelblicher, fleckiger und staubiger unterwäsche.
ich reinigte nichts.
ich probierte es immer wieder an, in verschiedenen altern.
es passte mir bald nicht mehr, wenn ich es fest schnürte, so eng war das mieder.
es gab dort oben auch einen verblichenen spiegel.
ich konnte lange zeit in diesem halblicht vor diesem halbblinden spiegel stehen, nackt, mich drehen und wenden und mich dann in dieses grossmütterliche mieder zwängen.
ich war nicht sie, sondern ich, ganz ich, in einem undefinierbaren alter.
so wollte ich damals vor die ganze ortsgemeinde treten.
jeder sollte sehen, dass ich ein wunderschönes mädchen war.
und dass ich mich einen dreck um die böse nachrede scherte.
ich tat das nicht.
ich begnügte mich mit dem glanz, der mich jedesmal vor diesem spiegel am dachboden umgab.
im widerspruch zu ihnen haben die tiere und dinge nicht geschwiegen.
sie schweigen auch jetzt nicht.
liebe grüsse
MARIASPILUTTINI
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