achtelbauern

jetzt ist sie ins altersheim gegangen, von einen tag auf den anderen. sie hat daheim nichts gesagt, sie hat nur gesagt: „morgen fahre ich nach k.“ jetzt ist sie dort in probepflege. sie hat bei der verwaltung angegeben, dass sie kein geld hat, keine sparbücher und nix. das kostet einiges, wenn man sich ein altersheim selber zahlen muss. aber die e. hat gesagt, sie zahlt keinen groschen für sie. es ist ihr wurscht, was sie dort behauptet - von ihr kriegt sie kein geld.
die e. hat gesagt, sie hat immer geglaubt, wenn die alte frau ausgezogen ist, kommt die große freude und die erleichterung, aber bis jetzt ist es nicht so. die schwiegermutter hat auch die wohnung noch nicht ausgeräumt. und sie hat jemand anderen gebeten, dass sie um ihre blumen schaut. das trifft halt wieder die e. so., dass jemand anderer kommt und die blumen pflegt. deshalb hat sie sich jetzt so ein schnapperl an die wohnungstür montiert, damit diese person wenigstens nicht in ihre wohnung kommen kann. bis jetzt hat sie ihre wohnung nicht zusperren können. „ich weiß eh, dass die alte frau hereinkommt und stierlt, wenn wir nicht da sind“, hat die e. gesagt.
e. ist eine freundin meiner mutter und arbeitet als erwachsenenbildnerin. sie leitet einen literaturkreis und versucht, im internet eine diskussionsgruppe für frauen am land zu betreiben, was schwer geht, weil die wenigsten online sind. sie ist etwa 50 jahre alt. ihr mann ist lehrer. ihre söhne sind jünger als ich. der vierkanthof ist prachtvoll, eine alte mühle gehört dazu, die sie selber renoviert haben und in der lesungen und diskussionsrunden stattfinden.
sie sollten die wohnung ausräumen und räuchern gehen, sage ich, weil mir nichts besseres einfällt.
meine mutter sieht mich an und sagt: das ist alles noch gar nicht lange her. und sie meint: die verachtung der großen bauern und der angesehenen leute am dorf gegen die kleinhäusler. drei generationen. ein achtel der großeltern ist noch in jedem der drei buben.
mit meiner schulfreundin t. war ich 1998 oder 1999 im kino, wie sie siebtelbauern gespielt haben, und nachher war sie ganz aufgeregt und aus dem häusl und hat immer nur gesagt: bis heute sind sie so, die bauern, nix hat sich geändert, genau so sind sie! ich habe das übertrieben gefunden. t. hat damals wieder mit ihren eltern in einem haus auf der schattseite gewohnt, wo sie schafe gezüchtet und einen kleinen nebenerwerb betrieben haben. sie ist in der gegend geblieben.
foto: absolutmedien.de
gingerbox - 5. Jun, 19:16
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avviso - 6. Jun, 22:50
ist das jetzt alles echt wahr oder hast das irgendwo her?
herr gott schmeiss ein paar emmys oba....zum danninger haun.
herr gott schmeiss ein paar emmys oba....zum danninger haun.
gingerbox - 7. Jun, 09:18
ist das nicht wurscht? (ich hab's echt erzählt bekommen.)
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