Sonntag, 27. Februar 2011

Welt und Klang

Wie schade, dass die Inszenierung von Brittens "The Rape of Lucretia" im Theater an der Wien überhaupt keine Aussage treffen wollte. Dabei ginge es eigentlich um so viel Gegenwärtiges: Um Krieg und Vergewaltigung, um Schuld und Unschuld, um die Frage nach dem Wesen der Liebe. Von mir aus auch um die Erlösung, die das Christentum in die der Hoffnungslosigkeit ausgelieferte antike Welt gebracht hat, wenn es denn hätte sein müssen. Aber gar nichts? Kann es wirklich reichen, einen Lieblingsstar auf die Bühne zu stellen - Angelika Kirchschlager in der Titelrolle - und ansonsten die Handlung zu bebildern?

Man ahnt es schon: Ich meine nein.

Brittens Musik ist so zart, so emotional und so eingängig, dass ich sie mit Genuss und auch Anteil nehmend hören konnte. Viele schöne, wenn auch ähnliche Stimmen, und eine zweite Dienerin war da, die sang fast überirdisch. Aber szenisch ... Nur ein Beispiel: In der langen, der quälend langen Vergewaltungsszene passiert musikalisch so viel, aber auf der Bühne herrschte Monotonie und Bodenturnen. Vielleicht lag's auch an der Kirchschlager, die kühl und unbeteiligt auf mich wirkte oder sich einfach mit der Komplexität der Figur und ihrer Problemstellung nicht befassen wollte. Aber wenn die Regie schon keine eigene Idee hat, dann könnte man doch zumindest die Ereignisse in der Musik aufgreifen.

So blieb mir nach den knapp zwei Stunden, die das Ganze gedauert hat, noch viel Gelegenheit zum Spekulieren und Weiterdenken. Und als wäre all das nicht wichtig, hat Britten nach "Death in Venice" letztes Jahr auch diesesmal wieder tagelang nachgeklungen.

Update: Angel Blue, Sängerin des Female Chorus in "The Rape of Lucretia", ist von einem rassistischen Taxler aus dem Auto geworfen worden.

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fließende inhalte in starren formen

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