Singelingelong
Noch nicht ganz wach, mit Butterbrotstimme und Resten vom Bierkopf der Nacht davor, die innere Oberfläche leicht craquelig wegen der vielen neuen Menschen, Gesichter und Umgangsarten, die Knie angespannt und Grüße vom wieder beweglichen Zwerchfell, draußen die schwäbische Alb und der Schnee, drinnen die freudlosen Broschüren des evangelischen Bildungshauses, in das wir uns für das Wochenende eingemietet haben, vorn der Chorleiter, ganz dürr und trocken geraucht, gelb, grau, braun, die dünnen Beine übereinandergeschlagen, so baut er den Akkord auf. Bässe, Tenöre, Sporan, beim Alt atme ich aus und töne, die Harmonie steht im Raum, sie geht auf und klingt, sie fasst mir ans Herz, an den Hals, sie raut mir die Haut auf und nimmt mich mit, es ist ein Wunder, ein Geschenk, eine Droge, ein Riesenglück, Harmonik, du heilige Scheiße, sie klingt und klingt. Dann eine Geste, der nächste Akkord, er ruckelt sich kurz noch zurecht und ist dann genau so klar wie der erste, und wenn es nach mir ginge, würden wir jetzt wochenlang Töne aushalten und einfach nur uns von einem zum nächsten singen.
gingerbox - 30. Jan, 19:30
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