Mittwoch, 3. August 2005

to-do-liste 2 (wie 1 wahrscheinlich zu vergessen)

about schmidt fertigschreiben (!) und freischalten
metabloggen zum 100. tag bitte möglichst vorher und an einem möglichst unrunden tag veröffentlichen - man hat schließlich ein image zu konstruieren
• alte beiträge auf anonymität von dritten durchschaun (dazu: kleiner paranoia-aufsatz)
• grashüpfer, nachtfalter und anderes getier in meiner wohnung ausführlich würdigen
kübeldörfer inkl. loos-zitat (bäume hat es im garten überhaupt nicht zu geben. der baum ist ein unsoziales wesen.)
unstern veröffentlichen (pdf? doc? beitrag?), überhaupt: the pipsi-files (c. anmailen, ob sie mitmachen will)
• endlich eine geschichte finden, um die wasserleiche von hokusai hochladen zu können
veritabel. nachgerade. auch mal drüber nachdenken
• außerdem: ordentliche leitung checken! (56 kb, fragen sie mich nicht)

sumo? aha.

sportschaun geht ja üblicherweise gar nicht. vom zermürbenden gesumse des samstag-nachmittag-grand-prix im fernsehen bei den eltern (mutter saugt schlecht gelaunt und gerade deshalb staub, vater flätzt auf der couch und tut, als würde er nichts bemerken) bis zur blockade sonst angenehmer lokale durch menschen, die glauben, dass es cool ist, sich zum europameisterschaft-schaun zu treffen und trotzdem drei euro zwanzig für ein bier zu bezahlen, während leute, die wirklich vom sporteln kommen und sich jetzt gern noch nett unterhalten würden, keinen platz haben - sport im tv, kurz gesagt, ist eine pest. nur sumo nicht.

schon die angenehmen sozialen nebenerscheinungen und randgeräusche! kaum wird man in irgendeiner teeküche morgens um neun menschen finden, die sich lautstark über den letzten basho unterhalten. im gegenteil, schon auf die leisteste andeutung, dass man sich für sumo interessiert, treten alle einen kleinen schritt zurück und sehen einen an, als wäre man sexuell andersbefähigt. die sind doch alle so fett ... ich lege dann gern noch etwas nach und erzähle, dass die sumotori in japan als sexsymbole gelten und popstars sind. womit das gespräch auch schon zu ende ist und ich mein tagewerk beginnen kann.

ach, eurosport, ich danke dir, du hast mir sumo gebracht! keine öden interviews mit atemlosen schifahrern, die keinen geraden satz herausbringen. keine mit logos vollgeklebten sportler, statt dessen marschieren vor dem kampf schmalbrüstige jünglinge in alten trachten rund um das dohyo und zeigen die fahnen der sponsoren. zum schluss bekommt der sieger einen mordspokal und einen fisch. dann gibt es ein foto, vorne der champion (sake in der einen, fisch in der anderen hand), neben ihm ein persönchen (die ehefrau) und hinten die jubelnde masse der mitarbeiter, nachwuchskämpfer, friseure und trainer. während die frisur des gewinners aufgefrischt wird, nuschelt er irgendwas über seine performance auf japanisch ins mikro, das dann von einem nur halb motivierten englischsprachigen moderator irgendwie übersetzt wird.

oder die rituale, mehrere tausend jahre alt, und genau so wirken sie auch, und das ist schön. ganz zu beginn des turniers wird geklatscht, aufgestampft und die arme bewegt. vor jedem einzelnen kampf wird sich wiederholt hingehockt und wieder aufgestanden, strenge blicke werden ausgetauscht - und dann geht es ganz schnell, denn wenn ein kampf eine minute dauert, ist es schon lang. da knallen zweimal rund 130 kilo aufeinander, was erwarten sie? beweglichkeit? jeder sumotori muss, nur damit sie eine vorstellung haben, den spagat können. kraft? haben sie schon mal versucht, 130, 140, 160 kilo zu heben? die herren machen das und tragen den kontrahenten schon mal am gurt aus dem ring. schnelligkeit? so schnell können sie gar nicht schauen, wie die aufeinander losgehen und alles entschieden ist. eleganz? ich weiß, es glaubt niemand, aber es ist so: asashoryu zum beispiel werden sie schon nach kurzer zeit daran erkennen, wie er zu beginn im ring hockt, eye to eye mit dem gegner - na, ich will mich nicht reinsteigern.

denn natürlich ist nicht alles supi und eitel wonne im sumo (auch wenn der schiedsrichter sein amt mit einem rituellen fächer versieht). die ausbildung ist hart und beginnt mit dem frisieren der sumotori und anderen hilfsdiensten. dann das training, wo man unter anderem mit dem kopf voran auf einen eingemauerten baumstamm losgehen muss. schließlich die kämpfe auf blankem lehm, dazu das salz, das vor beginn den göttern geopfert wird - es hat einen grund, warum die füße der herren abgepickt und eingewickelt sind. schließlich der nationalismus der japaner: asashoryu ist yokozuna, das heißt der beste, chef, champion. leider ist er auch mongole, und wenn er einen kampf verliert, fliegen die sitzkissen der als so zurückhaltend geltenden japaner vor begeisterung in die luft. nicht so schön.

aber ich sehe das alles gern. in zeiten, wo alle davon träumen, von lucy liu erklärt zu bekommen, wo gott wohnt, ist sumo-schaun meine elitistische form, an der japan-mode teilzuhaben. geerbt habe ich es von m., denn es sind ja immer die abgelegensten dinge, die man aus beziehungen mitnimmt.

(ist das wirklich mein längster beitrag so far? das darf jetzt aber nicht sein ...)

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