Montag, 23. Mai 2005

jetzt aber! oder: über unruhe

es sei ein zeichen der zeit heißt es („bedenklich, seeehr bedenklich ...“), dass niemand mehr warten könne. alles müsse sofort konsumierbar sein, egal ob schokoriegel oder lebenssituationen. alles müsse auch sofort klar sein, entschieden, gesund, alles müsse absolut verfügbar und gleichzeitig auch sofort wieder loszuwerden sein. selbst im unentschiedenen lasse es sich nur aushalten, wenn es inszeniert sei und die vorstellung nach eigenem belieben auch wieder beendet werden könne. das alles folge einer kapitalistischen verwertungslogik, die menschen zu dingen mache. zu unglücklichen dingen, wohlgemerkt.

ja. stimmt ja. und die unruhe ist auch ein symptom des ganzen. ein herumzappeln ohne plan, von scheinziel zu scheinziel. sie wissen nicht, was sie wollen, meine liebe? ihr pech. sie wissen es und kriegen es nicht? wieder ihr pech, und das mit ihrer gier, das sollten sie sich mal überlegen. durchseucht vom kapitalismus sind sie, von einer denke, die sie doch eigentlich, politisch, ablehnen. immer nur haben, haben, haben!

irgendwo hat mir mal jemand erzählt, hannah arendt habe freiheit definiert als die möglichkeit, anfangen zu können. (müsste ich jetzt suchen, wie das zitat genau geht.) aber anfangen in freiheit hieße auch, darauf vertrauen zu können, dass etwas weitergeht. leider darf das im bösen kapitalismus nicht sein. zappel, zappel. „dieser schokoriegel endet hier. vielen dank, dass sie für ihre kalorienzufuhr ein produkt aus dem hause nestlé gewählt haben. wir wünschen ihnen noch einen schönen tag und würden uns freuen, sie bald wieder vor unserem regal begrüßen zu dürfen.“ – „ihre leistungen sind ihrem projektleiter aufgefallen. vielen dank auch dafür.“ – „nein danke, ich trinke keinen kaffee. also, OK, tschau. ich ruf dich dann an.“ und was tut man dann? regt man sich auf? zuckt man aus? manchmal vielleicht. nicht oft genug. ändern tut's nichts, denn mit moral oder anständigkeit braucht man hier niemandem zu kommen, schließlich hat die sache system. und außerdem mach ich's ja selber auch so, auf wiedersehen!

dass etwas anfange und dann weitergehe ist kein kapitalistisch geformter wunsch. wir betschwestern nennen sowas „leben“ (pardon), mithin das gegenteil von konsum. und nicht zum aushalten ist es!

trotzdem sage ich: jetzt aber!, meine damen und herren! aber ob mir das in dieser stadt noch beschieden sein wird, das wissen die götter.

liquid center

fließende inhalte in starren formen

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Suche

 

Aktuelle Beiträge

:D Achja, das kenn ich...
:D Achja, das kenn ich nur zu gut, wenn meine Katze...
jaybird90 (Gast) - 27. Aug, 14:27
Das stimmt, ein echtes...
Das stimmt, ein echtes Sommerkind hat immer den schönsten...
Sonjalein (Gast) - 27. Aug, 14:18
erleichtert
Gerade erst bin ich zufällig auf diesen Blog gestoßen....
lovelyboje - 14. Aug, 14:54
vielen dank für die guten...
vielen dank für die guten wünsche!
gingerbox - 27. Jun, 18:22
Hey, cool! Herzlichen...
Hey, cool! Herzlichen Glückwunsch und alles Gute allen!
kid37 - 23. Jun, 22:05

Status

Online seit 7275 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 27. Aug, 14:27

Credits


... aus der steckdose
all about angst
dreckige götter
fluessig lesen
geschmeidige konversation
mengenlehre
metabloggen
neigungsgruppe nachdenken
praeformationen
random acts of happiness
seelenkiller-sounds
ueberschreitungen
weltbild plus
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren