mengenlehre

Donnerstag, 30. Oktober 2008

eingestuft

dass die burschenschaft olympia, der der neue dritte nationalratspräsident angehört, "als rechtsextrem eingestuft wird", schreiben und senden die medien allerorten, auch die unverdächtigen. trotzdem: es gibt darauf nur eine replik, nämlich "von wem?". - wer so formuliert, distanziert sich von jenen, die rechtsextremismus benennen.

oder von deren kriterienkatalog. wenn jemand rechtsextrem ist, weist seine ideologie bestimmte merkmale auf, von denen, btw, sehr wenig die rede ist dieser tage. ist es tatsächlich notwendig zu sagen, jemand würde von anderen als rechtsextrem bloß eingestuft, weil man sonst geklagt würde?

Sonntag, 26. Oktober 2008

stahlbad

jetzt ist es wirklich genug. ich bin dieses jahr so oft im flugzeug gesessen, dass noch meine kinder und kindeskinder, wenn ich denn welche hätte, meine versaute co2-bilanz abbüßen müssten. ich kenne die niki-sandwiches in jedem frischegrad und kann die werbefilmchen auf den kabinenschirmen mitsprechen. ich weiß, welcher sitzplatz etwas taugt und wo einen der teufel holt. und es regt mich jedesmal mehr auf, dass beim heimkommen als erstes eine werbetafel für ein puff in österreich begrüßt.

ein paar stunden vorher war ich noch im hessischen nebel zwischen den großen blonden frauen, die in herrenreiter-ausstattung durch die stadt marschieren. 19. jahrhundert in deutschland am museumsufer, all die schweren villen aus sandstein mit ihren erkern und giebeln und portalen, gräber, gebaut für die ewigkeit. der wind reißt das tote laub von den blättern, die fenster sind blickdicht, dahinter sitzt martin mosebach und verzehrt wohl gerade einen braten mit dicker soße, dann wird klavier geübt und der mißratene sohn, der nichts weiß von der welt, träumt vom krieg. heute verstehe ich ihn, liebe die glasfassaden der wolkenkratzer, die abweisenden straßenschluchten, alles, was in den himmel ragt und diese steinschwere bürgerlichkeit in stücke hauen will.

in baden-baden gibt es ein "restaurant stahlbad".

in wien bimmelt mich die bim über den schwarzenbergplatz zwischen industriellenvereinigung und kaufmannschaft runter zum ring. leicht wirken die beiden häuser, fast italienisch und verspielt, auch wenn darin nichts leichtes verhandelt wird. der österreichische feschismus, den armin thurnher anhand von jörg haider definiert hat, er ist an jeder ecke sichtbar und wohl das, was den touristen auch an wien so gefällt: es ist alles ein großer witz. wir nehmen ihnen das weiße aus den augen, aber es wird ihnen spaß machen. zauber der montur, fesch ist er, der herr major. vor mcdonalds stehen zwei blondierte mädchen mit drei männern in uniform, sie laufen über die kreuzung, offenbar die heute abend diensthabenden herren aus dem theater, das hier "casino" heißt. leicht ist nichts in wien, sagen die gesichter in der straßenbahn, die masken, die man hier im öffentlichen raum noch trägt.

Montag, 1. September 2008

haus spielen

mit der freundin im bobo-treff, sie mit bionade, ich mit hollersirup. es ist donnerstag. und nach vielem anderen, das wir einander zu erzählen haben, stellt sich heraus, dass wir beide unser essen auf die "viel gemüse, wenig kohlehydrate"-methode aus dem fernsehen umzustellen versuchen. wir kochen regelmäßig und tragen am nächsten morgen unsere tuppergschirrl ins büro. ich gestehe, dass ich mir eine joghurtmaschine gekauft habe, fasziniert von der wundersamen verwandlung, die h-milch erfahren kann. sie bäckt ihr eigenes brot.

unser tagesablauf ist regelmäßig. ich gehe mittlerweile um mitternacht ins bett, stehe um halb acht auf, verlasse um neun das haus und bin um halb zehn im büro. dort verweile ich bis etwa halb sieben, anschließend bewege ich mich alle zwei, drei oder vier tage in die muckibude, wo ich eine halbe stunde laufe und eine halbe stunde krafttraining mache oder mich eine stunde lang von einer sympathischen jungen frau aufmunternd anschreien lasse. ich wasche mein geschirr, ich wasche meine wäsche, ich putze das bad, ich überziehe das bett.

auf meinem rechner habe ich fotos von vor mehr als drei jahren, als ich noch nicht zu bloggen begonnen habe. betont melancholisch starre ich am selbstauslöser vorbei in den röhrenbildschirm, das abgetappte weinglas erinnern mich daran, was das internet damals konkret war. im hintergrund sieht man das irgendwie mit möbeln bestellte zimmer und die nacht hinter den schwarzen fenstern ohne vorhänge. später richtete ich mir ein anderes zuhause ein, graue flächen mit kühler blauer schrift, unter dem banner zweier ichs, die ich sein wollte, mann und frau zugleich, verblasen vom wind.

"manchmal vermisse ich die 90er", sage ich zur freundin, und sie weiß, was ich meine, und stimmt mir zu. da gabs mal eine zeit, als die mode technoid war und nicht so mädchenhaft wie heute. gern möchte ich auch nur die worte aussprechen, sie rufen alles auf: cyborg. sevenofnine. matrix. es war so vieles im fluss. "es war die zeit vor nine-eleven", sagt die freundin.

heute spiele ich haus. und oft denke ich an einen blogeintrag von parka lewis, der über seine faszination an anleitungen und regeln schrieb und über den wunsch, endlich alles richtig zu machen. ich habe mir beigebracht, mein haus sauber zu halten, mich halbwegs gesund zu ernähren (das ist viel, das können viele nicht) und achtsam mit mir umzugehen. älter zu werden heißt für mich, zu bemerken, wie dünn und zerbrechlich jede sicherheit ist, und dass der aufwand wächst, der nötig ist, um sie aufrecht zu erhalten.

nachtschicht1

Donnerstag, 17. April 2008

...

auch die eigene kraft verdankt sich, wie alles, den anderen.

Mittwoch, 19. Dezember 2007

hallo nachbar

uns trennt nur der maulbeerbaum im hof: der nachbar vom vorderhaus saß lange so wie ich fast jeden abend am computer. ich schaute nach süden, er nach norden. wir hatten in unseren wohnzimmern die lichter angedreht, draußen war dunkelheit, und wir waren im netz. nie war jemand bei uns. armer hund, dachte ich. wäre das ein kitschfilm, dann wären wir gutaussehende, zwar etwas scheue, aber kaum verkorkste menschen. ich würde irgendwann winken, eine dringende bitte vortäuschen, und wenig später stünden wir uns im stiegenhaus gegenüber. blicke, geigen, abspann.

in wirklichkeit habe ich mir irgendwann einen vorhang angeschafft, und wenig später kam auch schon regelmäßig der liebe besuch. seit neuestem aber sitzt immer wieder eine frau in des nachbars wohnung. sie sieht gut aus. er sitzt noch immer regelmäßig, aber weniger oft vor dem schirm, und ich bilde mir ein, er lächelt mehr. fast bilde ich mir ein, seine fröhlichkeit wahrzunehmen, und ich glaube, dass er jetzt auch nicht mehr dauernd so tut, als gäbe es mich nicht. vielleicht stelle ich dieser tage mal ein windlicht auf mein fensterbrett. nur so, wegen weihnachten.

Mittwoch, 28. November 2007

fleisch

bei 60 kilo ist schluss. nachdem ich heute meine persönliche grenze erreicht habe, ist es zeit, übers essen und übers ab-und-zunehmen zu schreiben.

*****
vor ziemlich genau 10 jahren lag meine grenze ziemlich genau 10 kilo höher und ich versuchte, nicht 70 kilo schwer zu werden. eigentlich versuchte ich es nicht. mein tagebuch aus der zeit ist voller einträge, wie ich in der wohnung hocke, esse und rauche und über sex "nachdenke".
abgenommen habe ich, als ich gleichzeitig mein studium beendete und eine beziehung anfing. ich weiß noch, dass ich in meiner küche im kreis ging vor panik und wahnsinnigen hunger hatte. aber mir war so schlecht, dass ich nur kakao trinken konnte. 53 kilo etwa als ergebnis. ich stand mit geschlossenen beinen vor dem spiegel, und zwischen den oberschenkeln war ein spalt frei. das fand ich interessant.

*****
m., mit dem ich damals zusammengekommen bin, hat in den darauffolgenden 18 monaten sehr zugenommen. ich erkläre mir das mit seiner unbehandelten depression. mein körper veränderte sich kaum. ich blieb schlank.

*****
wie ich damals gegessen habe, assoziiere ich mit dem gefühl der verblasenheit: man weht so durch die stadt. dabei war ich nie mager. mein gewicht war immer normal. ich war zum ersten mal stolz auf meinen körper. ich konnte auch leben, ohne vom essen geerdet zu sein. das war aufregend: es passiert einem nichts schlimmes, obwohl man viel weniger kraft zu sich nimmt? es war, als hätte man sich von einem alten bekannten getrennt.

*****
gleich darauf habe ich meinen ersten job nach dem studium angenommen. der job war perfekt, ich konnte, was ich wollte, und wollte, was ich konnte. ich erinnere mich an ein euphorisches gefühl von potenz. eine große kraft ging durch mich durch und ich war die große kraft, die vorwärts drängt und schaffen will. das erlebte ich auf dem gang des büros, einen moment des ganzseins. seither glaube ich zu wissen, mit welchen gefühlen man in eine frau eindringt.

*****
der nächste job war weniger perfekt. zu beginn hatte ich nervösen durchfall. von den 57 kilo, auf die ich mich eingependelt hatte, verlor ich fünf. ich schlief kaum, denn es fing gleichzeitig wieder eine neue beziehung an. ich war schwach.

*****
ich aß und ich kämpfte. kohlehydrate wirken beruhigend. h. trennte sich von seiner frau. ich versuchte im job zu schaffen, was nicht zu schaffen war. wir nahmen zu.

*****
"stell dich drauf ein: alle meine frauen haben 30 kilo zugenommen", sagte h. am telefon. und dass "alle seine frauen" eine neigung zum zunehmen gehabt hätten. ich erzählte ihm, dass meine eltern und meine großeltern übergewichtig sind. h. erzählte mir, dass er als kind sehr dick war. ich wollte nicht, dass er recht behält.
er ließ sich mitnehmen in meine lust am essen. unsere körper verloren an kontur. wir kippten wie flüssigkeiten ineinander. für diesen genuss gibt es keine worte.

*****
ich freute mich auch über meinen körper, als ich fast 70 kilo hatte. ich wünschte mir ein kleid, das den bauch, die hüften und die schultern betont. "arsch" dachte ich und freute mich darüber, "mein arsch, meine titten, mein bauch."

*****
im fitness-center sehe ich manchmal magersüchtige mädchen. sie hassen meinen blick, weil sie zu recht mitleid darin vermuten. ihr kampf ist groß, aber er ist auch jämmerlich. wen interessiert schon ihr kleiner verkümmerter leib? ihre selbstauslöschung ist der welt völlig egal. ich denke, dass sie sich aus guten gründen auf ihren haufen knochen zurückziehen und zumindest diesen unter kontrolle halten wollen. dafür meinen respekt, mädchen. ich frage mich oft, ob ich so sein könnte: mich von immer mehr alten bekannten verabschieden und nur mehr ich sein.

*****
ich könnte, aber ich will nicht. manchmal gehe ich vom siebten bezirk runter zum ring und fühle mich, als könnte ich die ganze stadt fressen mit einem haps und meinen körper wuchern lassen bis zu den außenbezirken. das ist ein großes glück.

*****
in wirklichkeit bestand mein abendessen aus zwei karotten und zwei bier.

Donnerstag, 22. November 2007

runterkommen

und trotz allem sind es die tage des runterkommens. ich lese blogs, arbeite ein bisschen, schlafe, kaufe nichts, denke wenig, sortiere, was mir wichtig ist. ich will geschmeidig sein.

Donnerstag, 3. Mai 2007

erster ernstzunehmender urlaub seit august

kaum daheim, sofort ins netz.

bloggen wollen. nach worten suchen, nach dingen, die zu sagen wären (zu schreiben wären).
keine geschichten finden.

nicht "ich" sagen können. schon dieses wort wäre: zuviel präsenz. (ungehörig, unverschämt) (eine zumutung)

"wir machen beide zu wenig wind um uns selbst." im badezimmer, zu zweit vor dem spiegel: freudig überrascht von dem bild, das die umarmung bezeugt - ein paar, offensichtlich.

die ahnung, dass alles zusammenhinge: diese beziehung, die arbeit, meine rolle darin. die ahnung, den zusammenhang nicht wissen zu wollen. den blinden fleck im hirn körperlich spüren, zum ersten mal, und gleichzeitig zu erkennen glauben, dass es auch früher blinde flecken gegeben habe, die ich aber nicht bemerkt hätte. (ein leben lang im irrtum über sich selbst und jetzt zum ersten mal die pflicht, sich über sich selbst im klaren zu sein.) welche entscheidungen wären zu treffen, wenn man bescheid wüsste?

auf der grasnarbe einer uferpromenade arm in arm eingeschlafen: eine stunde weggeknackt am hellichten nachmittag.

Sonntag, 29. Oktober 2006

der mann am telefon

er sitzt im souterrain seines hauses, irgendwo in deutschland, und spricht über das handy mit mir, das er sich neu zugelegt hat, weil er nächtliche telefonate nach österreich auf keinen fall über das firmenhandy abrechnen kann. in der wohnetage über ihm sitzt seine frau. keine gespräche auf dem festnetz, hat sie gesagt. das ist auch mein haus. ich sitze in wien auf der couch und habe die augen geschlossen, während ich mit dem mann am telefon spreche. ich höre und spreche. wir lachen. du machst mich so froh, sagt er. ich liebe dich.

ich hab solche angst, dich zu verlieren, sagt er. gerade setzt er seine zweite ehe in den sand. er sieht sich wohnungen an, er will aus dem haus ausziehen. ich hab mich mein leben lang verbogen, hat er einmal geschrieben, ich muss jetzt herausfinden, was ich wirklich will. er sitzt in meiner küche. er erzählt von seinen schwiegereltern und von dem, was sie ihm geraten haben: zur kenntnis nehmen, dass es eine irritation gibt. sie betrachten und weitermachen wie immer. darauf warten, dass es vorbei geht. denn es geht vorbei. darüber empört er sich.

es dauert zwei tage, bis er mir antwortet: das hat noch nie jemand zu mir gesagt. noch nie hat eine frau zu mir gesagt, dass sie mich will.

das hat mich noch nie jemand gefragt, sagt er am telefon. es hat mich noch nie jemand gefragt, wann ich aufhöre zu tun und zu machen und mich zu kümmern. ich lache und höre mich sagen: mein gott, die weiber sind so bequem.

ich bin nicht bequem. ich kümmere mich, denn ich bin keine von den weibern, die erwarten, dass der mann alles macht. die eigene lust hat zur voraussetzung das schrankenlose sich wegwerfen, denkt mein herz, und dass man nicht mit sich haushalten darf.

was sind deine größten ängste, was uns angeht, fragt er. dass du mich ganz verbrauchst, sage ich. und dass du es zu sehr liebst, unglücklich zu sein.

Sonntag, 17. September 2006

bistudeppad!

a bloggalesung in wien! de kuman extra vo deidschlaund owa in de vuaschtod zum lesn, i scheiß mi au. des wird sicha schpize. und de leid, de wos i kenn hoit, de wos lesen, de passn aso zu dem beisl, weu, do woar i amoi, do hot da oite ostameier so a reih ghobt iwas schterm oda so. midn typn vom fümmuseum hod a do gret iwa de schenstn schterbeszenen im füm, und irgnd a frau woa a nu do, de hot irgndwos soziales gmocht, herrgod, wos woan des? kaum mi nua mea erinnan, dass irgndwie berührend woa, wia de gret hod, so kloa und offm, während rundherum lauta aufgansalte schtudentn umanaunda glahnt san, und bei soiche leid hot ma jo imma aungst, dass da ostameier des vageigt und deppert wird, owa er wiads nie, weu a net deppert is, sondan scho was, wos zöt. bummvoi woas, mia san irgendwo hintn gschtaundn und haum fost nix gseng, und da josef winkla woa a net do, wegen dem ma eigentlich kumma waratn, owa wuascht, und vaknoit woa i aa, owa es hot net sei diafn, und des hob i an dem obnd kapiert: dass net sei wiad. und da hermes phettberg woa aa do und is durch de leid durchgaunga und hot glächelt.

oiso, i dad song: do muaß ma fost hi.

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