Samstag, 1. Juli 2006

say it loud

freitagabend. a week's workload is done. ich liege auf der couch. kein alkohol im haus. zwei stunden sind vergangen und ich weiß nicht wie. keine musik. kein fernsehen. auf meinen schienbeinen wachsen härchen, von denen muss ich hundert mit den fingern ausgerissen haben.

ich denke an nichts. ich denke an die letzten wochen. ich denke an den lektor im kinderbuchseminar, 43, der aussah wie 33, 1,75 meter groß, 60 kilo, aknenarben, und der sagte, für buben gibt es nichts. sie wachsen bei ihren müttern auf, sie haben kindergärtnerinnen und volksschullehrerinnen und lesen bücher aus kinderbuchverlagen, wo lektorinnen die manuskripte auswählen, die dann von buchhändlerinnen verkauft werden. wir machen bücher für buben. die gefallen den frauen nicht, aber das ist uns egal.

und ich denke an die podiumsdiskussion von drei linken gruppen zu einem thema, mit dem ich mich einmal beschäftigt hatte. ich denke an den moderator und die drei männer am podium, die vor der veranstaltung viele mit ihnen befreundete frauen begrüßten. ich war eine davon. ich denke an den bierbauch des moderators und an den fusselbart eines redners und den haarausfall des anderen. ich denke an den mann im publikum, der bei der publikumsrunde sagte, es ist bezeichnend, dass keine frauen am podium sind und im sammelband zur veranstaltung keine autorinnen. und ich denke an die frau aus einer der drei linken gruppen, die sagte, also ich bin ja eine frau, brüste und so, und ich habe kein problem damit. mein name steht gleich neben dem vom moderator. und dann bin ich gegangen, und als ich später nach der veranstaltung nochmal vorbeikam, stand einer der drei redner in einem rudel junger blonder frauen. und er war 40 und sie waren 25 und auf seinem t-shirt war ein roter stern.

und ich denke an den mann im publikum des kinderbuchseminars, 50, übergewichtig, brille, der sagte, ich betreue communities im internet, ich kenne das. die buben suchen immer die schnelle nummer und die mädchen immer eine beziehung. das ist so. die geschlechterrollen sind seit 15.000 jahren eingeübt.

und ich denke an die alte frau im kinderbuchseminar, die sagte, was hier über männer und frauen erzählt wird, erinnert mich an die nazizeit. damals wurde auch gesagt, der mann ist der eroberer, der hinausgeht in die welt, und die frau ist das bewahrende element. und der mann im publikum sagte, mit diesem argument kann man jede diskussion abdrehen.

und ich denke an den mann, von dem ich beruflich abhängig bin und der mein projekt klein hält. er ist 55, verheiratet, schmerbäuchig, die haare fallen ihm aus. in letzter zeit stellt er sich immer nahe neben mich, wenn wir uns bei einer veranstaltung zufällig begegnen, und versucht ein gespräch zu beginnen. und es nieselte, und er sagte, kommen sie heraus, sie sind doch nicht aus zucker. sie sind süß, aber nicht aus zucker.

und ich denke an den autor, 30, bärtchen, seitenscheitel, der sich bei einer party in eine runde drängte und anfing, eine frau zu beschimpfen, wie sie aussehe, was sie anhabe, sie habe sicher keinen freund, sie solle verschwinden, was sie sich einbilde.

und ich denke an den fußballer, über den der standard schreibt, 34 jahre - das ist nicht alt für einen mann.

ich bin 31, unverheiratet, schlank und habe sogar haare am kopf. ich sehe die männer spielen. sie sind zufrieden, dies alles gehört ihnen. ich beneide sie. ich überlege, ob ich nach ihren regeln spielen könnte. karriere machen und in 15 jahren einen 30jährigen einkochen. und dann beides haben, macht und sex. zur zeit behandeln mich die beta-männchen wie dreck. aber das kann auch ein gutes zeichen sein. die männer, die nicht mitspielen, sehen mich mit großen augen an und schweigen.

ich brauche einen verbündeten.

man kann heute leichter sagen, man sei kommunist, als man sei feministin.

ich denke an nichts.

liquid center

fließende inhalte in starren formen

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